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Blick zurück: Steil bergauf

Als Schnee in den Alpen noch kein Thema war, feierte der Schisport einen Siegeszug über die Berggipfel. Federführend bei der Entwicklung des Alpinen Schilaufs war der Sportler, Erfinder, Künstler und Schriftsteller Mathias Zdarsky aus dem altösterreichischen Mähren.

von: Marion Breiter-O‘Donovan

In Österreich heißt es immer wieder: Hoch hinaus! Das war für den Lehrer und Erfinder Mathias Zdarsky Grund genug, die damals gängigen Schibindungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Zdarsky wurde am 25. Februar 1856 im mährischen Kozichowitz als Sohn des Müllermeisters Johann und der Müllermeistertochter Zenta geboren. Infolge einer Explosion war er am linken Auge erblindet, sodass er erst verspätet Gymnasium und Oberrealschule in Iglau besuchen konnte. 1878 maturierte der junge Mann an der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Brünn. Es folgten Jahre in Wien, wo er anatomische Vorlesungen für Mittelschullehrer anhörte sowie unterschiedliche Lehrtätigkeiten ausübte – das Unterrichten in der Strafanstalt Stein nahm Zdarsky wohl endgültig die Freude daran.

Der Erfinder in Lilienfeld

So widmete er sich seiner mathema-tischen und physikalischen Fortbildung an der ETH Zürich. 1889 kaufte er schließlich das Bauerngut Habernreith in der Marktgemeinde Lilienfeld in Niederösterreich, dem damaligen Zentrum des alpinen Schisports. Fridtjof Nansens Grönlanddurchquerung auf Schneeschuhen begeisterte und inspirierte Zdarsky dermaßen, dass er sich diese Ausrüstung aus Oslo kommen ließ.

Das war der Auftakt zu zahlreichen Experimenten: Zdarsky erkannte, dass die nordische Schitechnik für die steileren alpinen Hänge ungeeignet war. Er stellte die Länge von Schiern in Verhältnis zur Körpergröße, die Breite zum Körpergewicht. So erzielte er einen Radius, mit dem enge Spuren in Kurven möglich wurden. Sogar die flexible Taillierung bei Belastung erkannte der findige Schisportfan – und entwickelte den Vorläufer der Carving-Schi.

In die Schigeschichte ging die Erfindung der sogenannten Lilienfelder- oder Zdarsky-Bindung ein: eine Stahlsohlen-Bindung, für die Zdarsky 1896 das Patent erhielt und die auch in der k.u.k.-Armee zum Einsatz kam.

Innovation des Schilaufs

Um die optimale Technik zu erzielen, analysierte Zdarsky die Spuren im Schnee und entwickelte das Stemmfahren, das auf dem Wechsel des Vorwärts- und Rückwärtsbogens beruhte und zum sogenannten Walzerschwung führte. Berühmt wurde sein Schlangenschwung, der Parallelschwung, das Wedeln bis hin zum heutigen Carven.

Dass Zdarsky ein wahrer Enthusiast war, zeigt sich daran, dass er rund 20.000 Menschen unentgeltlich das Schifahren beibrachte, zumal er von seiner Erfindung, der Schibindung, lebte. 1905 initiierte er auf dem Mucken-kogel bei Lilienfeld den ersten Torlauf, 1906 den direkten „Sportzug“ von Wien nach Lilienfeld und 1909 intervenierte er bei der obersten Schulbehörde, um den Skilauf in den Schulunterricht zu integrieren.

Ad personam Mathias Zdarsky

  • 1856 Geboren am 25. Februar im mährischen Kozichowitz
  • 1896 Patent für die Lilienfelder- oder Zdarsky-Bindung
  • 1898 Gründung des Lilienfelder Skivereins
  • 1900 Gründung des Internationalen Alpen-Skivereins und Abhaltung von kostenlosen Schifahr-Lehrgängen
  • 1905 erster Torlauf der Geschichte am Muckenkogel
  • 1916 Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens
  • 1931 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • 1940 Verstorben am 20.6. in St. Pölten, letzte Ruhestätte in Habernreith, NÖ

Auf den Spuren des Schipioniers

Mathias-Zdarsky-Rundwanderweg vom Bezirksheimatmuseum Lilienfeld aus; jährlich im März das weltweit einzige Rennen unter historischen Bedingungen zur Erinnerung an den ersten Torlauf am Muckenkogel in Lilienfeld; mostviertel.at


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