Das stürmische Energiejahr 2022 trieb die Energiepreise in ungeahnte Höhen. Was viele Unternehmen und Haushalte in eine Notlage bringt, ist aber ausgerechnet für jene Branche, die noch vor kurzem als Sorgenkind und Auslaufmodell galt, zum Rettungsanker geworden: Die Biogasbranche ist wieder aufgelebt und kann erstmals Strom am Markt direkt absetzen. Viele Biogasanlagen waren noch vor wenigen Monaten konkursreif – Förderungen waren ausgelaufen und die Marktpreise mit importiertem Erdgas nicht konkurrenzfähig. Doch diese Situation hat sich mit Jahresbeginn geändert.
Neues EAG-Gesetz
Nach einer Novellierung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes im Jänner wurde Anfang Oktober nun auch die Marktprämienverordnung verabschiedet. Für den Bereich der Verstromung von Biogas direkt vor Ort ist damit der rechtliche Rahmen gesetzt. Anstatt wie bisher ein Ökostromtarif, wird zukünftig eine Marktprämie ausbezahlt. Diese soll die Differenz zwischen Produktionskosten und durchschnittlichem Marktpreis für Strom für einen bestimmten Zeitraum ausgleichen. Die Regelung stellt einen wesentlichen Bestandteil für die verlässliche Energieproduktion aus Biogas dar, wie auch der Verband Kompost & Biogas betont. Die Biogasbranche könne damit nun einerseits bestehende Anlagen sichern und andererseits neue Projekte anvisieren. „Biogasanlagen können einerseits die Strom- und Wärmeproduktion flexibel und vor allem versorgungssicher anbieten. Die größte Stärke können sie aber über die Einspeisung in das Gasnetz, die saisonale Zwischenlagerung in den Gasspeichern und der zielgerichteten Verwendung ausspielen“, erklärt Norbert Hummel, Biogasobmann des Kompost & Biogas Verbandes. Mit der Marktprämienverordnung sei nun ein wichtiger Baustein im Gesamtsystem fertiggestellt worden. Und Biogas dadurch zu einer verlässlichen erneuerbaren Stromproduktion beitragen. „Der Ausbau inländischer Grüngasproduktion ist auch der beste Garant für die zukünftige Versorgungssicherheit Österreichs“, so Hummel.
Biomethan aus Landwirtschaftsabfällen
Auch für Biomethananlagen wird derzeit unter Federführung des Klimaschutzministeriums an der Investitionsförderungsverordnung und am Erneuerbares-Gas-Gesetz gearbeitet. Derzeit speisen bereits 15 Biomethanlagen das erzeugte Biomethan in das Erdgasnetz ein. Allein im Restmüll befinden sich 40 Prozent organische Abfälle mit einem möglichen Energieertrag von 150 Millionen Kubikmeter Biomethan. Insgesamt könnten aus organischen Abfällen sowie Wirtschaftsdüngern und organischen Reststoffen der Landwirtschaft in Summe rund 1,5 Milliarden Kubikmeter erneuerbares Biomethan produziert werden, wie Hummel vorrechnet: „Biomethan ist jene Option, die auch langfristig den Klimazielen entspricht.“