Interview: Harald Hornacek
AUSTRIA INNOVATIV:
Geographisch günstige Lage, Dichte an wissenschaftlicher Forschung, Entwicklung und Innovation, fünf Universitäten, zwei Fachhochschulen, zwei Pädagogische Hochschulen und zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, allen voran die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft – das Forschungsland Steiermark genießt einen hervorragenden Ruf. Was machen Sie besser als andere?
Barbara Eibinger-Miedl:
Die Steiermark hat es in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschafft, sich zu einem Hochtechnologie- und Spitzenforschungsland zu entwickeln: Jedes dritte Hightech-Produkt steht in einem Konnex mit unserem Bundesland, in praktisch jedem Smartphone steckt ein kleines Stück Steiermark. Dieser Weg war alles andere als selbstverständlich: In den 1980er Jahren erlebten wir bekanntlich den Niedergang der Verstaatlichten Industrie mit allen damit verbundenen Folgen für Arbeitsmarkt und Unternehmen. Doch es ist uns mit vereinten Kräften gelungen, aus dieser Situation nicht nur zu lernen, sondern etwas ganz Neues entstehen zu lassen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das klare Bekenntnis der steirischen Industriebetriebe zu Forschung und Entwicklung: Drei Viertel der F&E-Aufwendungen in der Steiermark stammen aus dem privaten Sektor, insbesondere von der Industrie. Aber es ist auch die klare politische Priorität für Forschung über alle Parteigrenzen hinweg, die uns auszeichnet – und das Ziel, Produkte zu entwickeln, die sich am Markt etablieren können. Wir haben zudem mit dem Autocluster den ersten Cluster in Österreich begründet, lange bevor das Konzept seine breite Anwendung fand. Man muss auch bedenken, dass jedes zweite österreichische Kompetenzzentrum seinen Hauptsitz in der Steiermark hat. Wir sind hier außerordentlich stark engagiert. Letzten Endes hat sich natürlich auch die JOANNEUM RESEARCH als außeruniversitäre Forschungsgesellschaft des Landes hervorragend im nationalen und internationalen Forschungssystem positioniert. Hier sind auch Kärnten und seit kurzem das Burgenland als Gesellschafter mit an Bord. Das zeigt, wie stark das Bekenntnis zur Forschungsachse Süd über Bundesländergrenzen hinweg heute ist.
Wolfgang Pribyl:
Es ist uns in der Steiermark gelungen, den Niedergang der alten Industrieregion in der Mur-Mürz-Furche durch hochtechnologische Unternehmen wie AT&S oder ams nicht nur zu substituieren, sondern damit verbunden auch die Türe zu einer klar zukunftsorientierten Industrielandschaft zu öffnen. Auch die voestalpine ist heute nicht mehr mit dem Unternehmen vergleichbar, das es in den 1970er- und 1980er-Jahren war. Als JOANNEUM RESEARCH ist es uns gelungen, uns entlang der Forschungsleitlinien von Land und Industrie sehr gut zu entwickeln und am Markt zu positionieren. Wir orientieren uns am wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedarf der Regionen. Als gemeinnützige Forschungseinrichtung erhalten wir einen Gesellschafterzuschuss vom Land, sind aber natürlich gefordert, einen deutlich größeren Teil unseres Budgets über die Einwerbung von Drittmitteln oder Auftragsforschung zu finanzieren. Da ergeben sich dann auch völlig neue, vielversprechende Ansätze wie beispielsweise die angesprochene Kooperation mit dem Land Kärnten im Bereich der Robotik oder seit kurzem in Pinkafeld mit dem Land Burgenland, wo wir uns in der Aufbauphase einer Forschungsgruppe befinden , die sich mit innovativen Lichttechnologien beschäftigt.