03/2024 Wirtschaft
© Hans Huber
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Tourismus: Wertvolle Führungsstile

Veronika Scheffer, Geschäftsführerin der Zauchensee Liftgesellschaft Benedikt Scheffer GmbH, im Interview über ihren steilen Karriereweg, Frauen in Technikberufen und die Definition von Erfolg.

von: Thomas Schweighofer

Austria Innovativ: Die Zauchensee Liftgesellschaft Benedikt Scheffer GmbH wurde 1964 gegründet – es gibt also ein rundes Jubiläum zu feiern. Die Herausforderungen sind heute andere als damals, ebenso die Anforderungen der Gäste. Was braucht es für viele weitere Erfolgsjahre?

Veronika Scheffer: Das halbe Jahrhundert haben wir groß gefeiert, aber die 60 Jahre lassen wir vorüberziehen (Anm.: schmunzelt). Für weitere Erfolgsjahre braucht es eine gute Zusammenarbeit mit allen Tourismusorganisationen in der Region und im Land bis hin zur Österreich-Werbung. Alle müssen gemeinsam daran arbeiten, dass der Winter und die Lust auf Schnee in den Kernmärkten und bei unseren Zielgruppen modern bleiben.  Wir müssen als Wintersportdestination Zauchensee attraktiv sein und maßvoll Investitionen vorantreiben. Die Skier Days zu erhalten oder noch besser zu steigern, ist eine zentrale Aufgabe. Dass wir in Ski amadé eingebettet sind, ist unerlässlich für ein kleines Unternehmen wie unseres. Sehr wichtig ist der technische Anschluss an unser Nachbarskigebiet Shuttleberg Flachauwinkl sowie an Snow Space Salzburg.

Ihre Karriere ist eine Erfolgsgeschichte: Wann erfolgte Ihr Einstieg ins Unternehmen?

Ich habe in Klessheim die Tourismusschule absolviert und bin in den 1980ern über Jobs in der Gastronomie in der Skihütte in das Unternehmen eingestiegen. Das war Saisonarbeit, denn früher gab es in Zauchensee nur die Wintersaison. Im Sommer habe ich im elterlichen Betrieb in Altenmarkt gearbeitet. Ich hatte dann gute Lehrmeister, die Betriebsleiter, die mich ins Unternehmen eingeführt haben. Später wurde ich Prokuristin und seit 2011 leite ich die Zauchensee Liftgesellschaft Benedikt Scheffer GmbH als Geschäftsführerin.

Die Seilbahnbranche ist noch immer sehr „männerlastig“. Wie kann es gelingen, mehr Frauen für den Job zu begeistern – vom Technikbereich bis zur Führungsebene?

Vielleicht gibt es bei Frauen noch eine gewisse Scheu vor Technikberufen, aber es gibt sie, die Interessierten, die sich in der Berufsschule in Hallein zur Seilbahntechnikerin oder Seilbahn- und Elektrotechnikerin ausbilden lassen. Wir haben in Zauchensee zum Beispiel eine Seilbahnerin, die jetzt das Rettungswesen übernommen hat.

Die Führungsebene in der Branche ist tatsächlich noch sehr männerlastig, obwohl es einige Beispiele von Frauen an der Spitze gibt. Frauen haben andere Führungsstile, die wertvoll sind. Ich bin überzeugt: In Zukunft ist noch mehr weibliche Stärke in der Unternehmensleitung gefragt. Es gibt keinen Grund, warum eine Frau das nicht machen könnte. Im Endeffekt ist es jedoch sekundär, ob ein Mann oder eine Frau dem Team vorsteht – das Können und die Leistung zählen.

Ist es Ihnen auf Ihrem Karriereweg manchmal schwer gemacht worden?

Ehrlich gesagt, der Weg war schon steinig. Man hat es mir am Anfang nicht zugetraut, das behaupte ich auf alle Fälle – die Mitarbeiter nicht und die eigenen Gesellschafter auch nicht. Das habe ich gespürt. Damals sind manche Tränen geflossen. Ich musste mehr in Kauf nehmen, besonders fleißig sein und beweisen, dass ich es kann. Selbst heute noch bin ich im Winter sieben Tage die Woche im Unternehmen, um den Mitarbeitern zu zeigen, dass ich für sie und das Unternehmen da bin.

Worauf sind Sie beruflich besonders stolz?

Es ist uns gelungen, das Unternehmen in stürmischen Zeiten gut durch die Pandemie zu steuern. Ich musste niemanden entlassen und konnte alle Mitarbeiter halten, auch dank zweimal je drei Monaten Kurzarbeit. Außerdem konnten wir im Pandemiewinter unsere Anlage in Betrieb halten und den Einheimischen das Skifahren ermöglichen. Das alles macht mich stolz!

Wirtschaftliche Kennzahlen sind die Basis für ein gesundes Unternehmen. Was ist für Sie Erfolg?

Das eine sind die wirtschaftlichen Erfolge, mit denen man als Geschäftsführer positiv punkten kann. Das Zweite ist die Firmenkultur, die richtigen Mitarbeiter an der richtigen Stelle, der Umgang untereinander und die Menschlichkeit. Mir persönlich ist die Unternehmenskultur sehr wichtig. 

Danke für das Gespräch.

Lesen Sie dieses Interview ab Seite 46 der aktuellen Ausgabe 3-24 oder am Austria Kiosk!


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