Wo Autos gefertigt werden, sind Fabrikhallen heute fast menschenleer. Roboter haben dort und in vielen anderen industriellen Produktionen die monotone Tätigkeit der Fließbandarbeit übernommen. Sie montieren, schrauben, polieren und prüfen – schneller als ihre Vorgänger aus Fleisch und Blut und 24 Stunden am Tag. Nach der Produktion soll jetzt in der Verwaltung Künstliche Intelligenz den Menschen langweilige, repetitive Tätigkeiten abnehmen: „Wir wollen Knowledge-Work automatisieren“, erzählt etwa Stefan Engl, CEO und Mitbegründer von Deep-Opinion, einem österreichischen Start-up, das sich auf die Entwicklung von KI-Bots und die Automatisierung kognitiver Prozesse für Texte und Dokumente spezialisiert hat.
Als eine von vielen Möglichkeiten des KI-Einsatzes nennt Engl die Schadensbearbeitung in Versicherungen. Anstatt Menschen mit sich ständig wiederholenden Aufgaben zu beschäftigen, soll Künstliche Intelligenz Mails an schaden@versicherung.com lesen, Anhänge öffnen und analysieren, die entsprechenden Polizzen prüfen, die Schadensdeckung ermitteln und im Idealfall dem Kunden innerhalb kürzester Zeit den Schadensersatz zukommen lassen.
Möglich werden solche Lösungen durch die rasante Entwicklung der KI, sagt Engl: „Bislang konnten Computer nicht mit unstrukturierten Daten umgehen. Das hat KI geändert, es ist ein Fenster aufgegangen, das wir mit unseren Produkten nutzen.“ Die KI agiert quasi als Assistent des ehemaligen Sachbearbeiters, er ist ihr Lehrer und Trainer. Ist die Technologie nicht sicher, ob sie genügend Wissen für den Einzelfall hat, bindet sie den Menschen ein. „Sachbearbeiter müssen damit nicht mehr alle Schadensfälle durchackern, sondern nur komplexe Angelegenheiten“, erzählt Engl. Die KI lernt aus Erklärungen des Sachbearbeiters weiter und wird immer selbständiger.
Eine solche Nutzung Künstlicher Intelligenz bringt große Vorteile, ist der DeepOpinion-CEO überzeugt: Sie mache den Mitarbeiter produktiver – anstatt täglich Routinefälle abzuarbeiten, könne er sich anspruchsvolleren Arbeiten wie der Kundenpflege widmen, Hochzeiten beim Anfall von Schadensfällen (wie kürzlich aufgrund der Überschwemmungen) ließen sich abfedern.