Gründer und Gründerinnen haben etwas zu erzählen und viele haben auch schon viel miterlebt. Höhen und Tiefen bei der Investorensuche, Rückschläge bei der Produktentwicklung oder beim Markteintritt, und dazu die Auseinandersetzung mit vielen neuen Wissens-Sphären. Denn nicht alle starten als Entrepreneure, sondern haben als Forscher oder Forscherinnen begonnen – und dann steht plötzlich Firmenaufbau, Investoren- und Personalsuche sowie Leadership am Programm, um die eigene Idee erfolgreich in den Markt zu bringen. „Das kann einen durchaus fordern und überfordern“, sagt Johannes Homa, der 2008 Lithoz gegründet hat, ein Spin-off der Technischen Universität Wien, das Keramikelemente für Knochen, Zähne oder Satellitenbauteile im 3D-Druck herstellt, „ich war zuerst eher Ingenieur als Entrepreneur und hatte viel zu lernen.“
Allerdings: Gründern gehe es in Österreich, so Homa, eigentlich recht gut. Zumindest was die Förderlandschaft betrifft. „Ich war eigentlich in jeder Unternehmensphase gut betreut“, sagt Homa. Heute ist er mit Lithoz Weltmarktführer im Keramik-3D-Druck und hat selbst schon Start-ups ausgegründet oder ist bei ihnen eingestiegen.
Global Entrepreneurship Monitor
Homas Erfahrungen spiegeln sich auch im Global Entrepreneurship Monitor, kurz GEM genannt, wider. An dieser größten internationalen Vergleichsstudie zum Unternehmertum nimmt Österreich bereits seit 2012 teil. Die heimischen Daten werden dabei von der FH Joanneum erhoben. Die Ergebnisse gelten als eine Art Kompass für die Fördertätigkeit öffentlicher Stellen. Sein Erscheinen wird daher von einer breiten Palette an Förderinstitutionen unterstützt, darunter das Klimaministerium, das Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, die Wirtschaftskammer Österreich, die FFG sowie die aws Austria Wirtschafts Service.
Der GEM-Report 2023 zeigt durchaus Erfreuliches: Die Delle der Pandemie sei schon wieder so gut wie ausgebügelt, die Gründungsdynamik nehme wieder an Fahrt auf. Die Bevölkerung sehe insgesamt positiver in die Zukunft und fast jede/r Zweite könnte sich eine Unternehmensgründung als eine erstrebenswerte Karriereoption vorstellen. Was die Gründerunterstützenden besonders freut: Bei staatlichen Förderprogrammen zur Unternehmensgründung nimmt Österreich international im aktuellen GEM-Report sogar den ersten Rang ein.
Mehr Frauen gründen
Während die Gründungsdynamik in Österreich in Summe nur langsam zunimmt, gibt es dafür nun deutlich mehr Frauen, die ein Unternehmen gründen wollen. „Der Frauenanteil steigt erfreulicherweise auf 44,8 Prozent. Es gibt jedoch noch viel zu tun, denn der Frauenanteil geht mit der Technologieintensität des Unternehmens stark zurück und 28,7 Prozent der Gründungsteams sind noch immer rein männlich“, sagt Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Generell ist bei unternehmerischen Aktivitäten ein hoher Bildungsgrad ein wichtiger Faktor. Verbesserungsbedarf gibt es zudem im Bereich Entrepreneurship-Education, und zwar vor allem in Schulen und der Berufsbildung.
In der Gesamtbewertung des unternehmerischen Ökosystems liegt Österreich sowohl im europäischen als auch im internationalen Vergleich erneut im Mittelfeld. „Das deutet auf eine gewisse Resilienz des heimischen Ökosystems hin, insbesondere aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen“, sagt Christian Friedl, GEM-Studienleiter für Österreich und Professor am FH Joanneum in Graz.
Mangelware Geldgeber
Der GEM-Report spiegelt auch Österreichs spezielle Problematik bei der Suche nach privaten Geldgebern wider. 2022 gaben laut GEM-Report 80 Prozent aller europäischen Start-ups an, Schwierigkeiten bei der Investorensuche zu haben. In Österreich sei die Suche nach risikofreudigem Kapital aber noch schwieriger. Laut aktuellem Report zeigten sich die ohnehin schon sehr risikoaversen Banken aktuell bei der Start-up-Risikofinanzierung noch zurückhaltender. Private Kapitalgeber, wie die berühmten Business Angels, gebe es zwar, die Szene sei aber überschaubar. 2023 soll es aber etwas besser werden. Bei Private-Equity-Investierenden scheinen sich die Investitionsbudgets wieder zu füllen, so der GEM-Report.