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Erfinderin: Schön schlau

Schönheit ist offensichtlich, ein großer Geist nicht immer. Hedy Lamarr, der Schauspielstar mit österreichisch-jüdischer Herkunft, kämpfte zu einer Zeit um die Anerkennung als Erfinderin, in der Frauen noch weniger gleichberechtigt waren als heute.

von: Marion Breiter-O‘Donovan

Ein Mädchen aus gutem Wiener Hause, wohlerzogen und auf gesellschaftliche Verpflichtungen vorbereitet – und doch mit ihrem eigenen, erfinderischen Kopf. Der Vater Hedy Lamarrs, die damals noch auf den Namen Hedwig Eva Maria Kiesler hörte, erkannte früh den Forschergeist seiner Tochter und förderte ihr naturwissenschaftliches Talent.

Zunächst aber dominierten die schauspielerischen Ambitionen den eigenwilligen Lebensweg. Von der Bühne herab zog die Schönheit ihr Publikum in den Bann, für einen kleinen Skandal sorgte der für die damalige Zeit unerhört unsittliche Streifen „Ekstase“ mit der ersten Nacktszene der Filmgeschichte und einem angedeuteten weiblichen Orgasmus.

Die Männerwelt lag Hedi zu Füßen und buhlte um ihre Gunst. Diese erlangte schließlich Fritz Mandl, in der Dollfuß-Zeit einer der mächtigsten Männer Wiens. Seine Waffengeschäfte brachten ihm riesigen Reichtum ebenso wie einflussreiche Freunde ein. Somit erschien er Hedis Eltern als geeigneter Heiratskandidat – insbesondere angesichts der heraufdämmernden Gefahren des Dritten Reichs.

Flucht und Neuanfang

Letztlich floh Hedi 1937 vor ihrem dominanten Ehemann nach Amerika, wo sie nicht nur eine steile Karriere machte, sondern auch beschloss, ihren mindestens so schlauen wie schönen Kopf in den Dienst der Wissenschaft zu stellen, um ihren Beitrag zur Beendigung von Diktatur und Krieg in Europa zu leisten.

Ihre unermüdlichen Forschungen trugen Früchte, die zunächst nicht anerkannt wurden: Hedi entwickelte mit ihrem guten Freund, dem Komponisten George Antheil, das Frequenzsprungverfahren für Torpedos, um die Alliierten in ihrem Kampf gegen Hitler-Deutschland zu unterstützen. Dieses Prinzip basierte auf der Idee, den Funkleitsender und den Empfänger im Torpedo von Frequenz zu Frequenz springen zu lassen und es dem Feind damit unmöglich zu machen, die Funkverbindung zu lokalisieren bzw. zu stören.

Diese Technik wurde von der US-Army nicht genutzt. Und doch war sie für weit mehr einsetzbar als für militärische Zwecke, stellte sie doch die Basis für die spätere Entwicklung der Telekommunikation mit GPS, WLAN, Bluetooth und Smartphones dar. Dennoch kämpfte Lamarr, deren schönes Gesicht übrigens Disney als Vorbild für Schneewittchen und für die Comicfigur „Catwoman“ gedient haben soll, zunächst erfolglos um die Umsetzung ihrer Erfindung und um Anerkennung. Diese bekam sie erst viel später in Form von Awards – finanzielle Abgeltung hingegen nie. Und auch das Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße, das ihren Namen tragen sollte, wurde nicht Wirklichkeit …

Ad personam: Hedi Lamarr

  • 1914: am 9. 11. geboren als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien
  • 1933: Bekanntheit durch den österreichisch-tschechischen Skandalfilm „Ekstase“
  • 1937: Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann nach Amerika
  • 1941: Anmeldung des Patents für ein „Secret Communication System“, ein Funksteuerungssystem für Torpedos, basierend auf dem Frequenzsprungverfahren, gemeinsam mit dem Komponisten und Tüftler George Antheil
  • 1997: Auszeichnung mit dem EFF Pioneer Award
  • 2014: Aufnahme in die National Inventors Hall of Fame
  • 2000: Am 19. 1. Tod in Casselberry/ Florida, Beisetzung der Urne am Wiener Zentralfriedhof     

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