Wien - Die kooperativen Forschungsinstitute waren die ersten, die außeruniversitäre angewandte Forschung betrieben. Ihre Anfänge reichen bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert zurück. Als sich die Forschungspolitik in der Zweiten Republik zu entwickeln begann, waren sie die einzigen nennenswerten Anbieter für überbetriebliche Forschung für Unternehmen. Die Gründung einer Dachorganisation 1954 (heute Austrian Cooperative Research) sollte diese Position festigen und die politische Entwicklung beeinflussen. Dadurch wurde die "Vereinigung der kooperativen Forschungsinstitute" zum Katalysator verschiedenster Interessen an der angewandten Forschung. Nach der erfolgreichen Verankerung der kooperativen Forschung im Forschungsförderungsgesetz 1967 musste sich die Vereinigung neue Ziele setzen.
Die Zeit von der Gründung der Dachorganisation 1954 bis zur Mitte der 1980er Jahre arbeiteten nun Rupert Pichler und Reinhold Hofer in einem Buch wissenschaftlich auf. Das Buch "Geschichte der kooperativen Forschung in Österreich" ist auf Initiative der beiden Autoren entstanden. Es wurde heute in Wien präsentiert.
Martin Leitl ist seit 2006 Präsident der Austrian Cooperative Research: "Die ACR wurde vor genau 60 Jahren als Dachverband und Interessenvertretung für kooperative Forschungsinstitute gegründet. Diese Forschungsinstitute waren seitdem bei vielen Themen Vorreiter: etwa beim Forschungsförderungsgesetz 1967, bei Themen wie Forschungsmanagement und Internationalisierung, bei der Zusammenarbeit zwischen industrieller und akademischer Forschung. Das heutige Wirtschaftsministerium war jenes Ministerium, das die kooperativen Forschungsinstitute von Anfang an unterstützt und begleitet hat."
Autor Rupert Pichler: "Die kooperativen Forschungsinstitute können auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurückblicken, die von Höhen und Tiefen, großen Erwartungen und enttäuschten Hoffnungen geprägt war. Doch durch ihre Anpassungsfähigkeit sind sie ein wichtiger Teil des österreichischen Innovationssystems bis heute."
Autor Reinhold Hofer: "Die kooperativen Forschungsinstitute sind frühe und klassische Vertreter des technischen Versuchswesens im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Die damit verbundenen Kernelemente außeruniversitärer Organisation auf privat-gemeinwirtschaftlicher Basis und angewandter, industrieller Forschung waren lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal, das aber durch Errichtung staatlicher Forschungsorganisationen sowie dem Ausbau kooperativer Forschungsformen zunehmend relativiert wurde und schließlich zurück zu den Wurzeln führte."
Die Autoren: Rupert Pichler ist Leiter der Abteilung für Forschungs- und Technologieförderung im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Autor mehrerer Bücher und Aufsätze zur Wirtschaftsgeschichte und Forschungspolitik. Reinhold Hofer ist Prüfer bei der Luftfahrtbehörde Austro Control, Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Autor mehrerer Bücher und Aufsätze zur Wirtschaftspolitik und historischen Innovationsforschung.
Rupert Pichler, Reinhold Hofer: "Geschichte der kooperativen Forschung in Österreich"
Band 9, 256 Seiten, EUR 29,90 ISBN 978-3-7065-5353-7