Seit der Machtübernahme Xi Jinping‘s im Jahr 2012 entwickelt die chinesische Technologiebürokratie mit zunehmendem Enthusiasmus Strategieprogramme mit höchst ambitionierten Zielen. Eine fast unüberschaubare Flut an Grundsatzprogrammen, Strategiepapieren und Implementierungsplänen unterschiedlicher Ministerien und Behörden für sämtliche Technologiefelder wurde seither in Umlauf gebracht. Nach der Errichtung des „Nationalen Fonds zur Förderung der Halbleiterindustrie („Big Fund“) im Jahr 2014, der Smart Manufacturing Strategie „Made in China 2025“ im Jahr 2015 und in etwa einem Dutzend weiterer Programme wurde im Juli 2017 der „New Generation Artificial Intelligence Development Plan AIDP” mit dem unbescheidenen Ziel verabschiedet, China bis zum Jahr 2030 zur weltweit-führenden Nation im Bereich „Künstlicher Intelligenz” zu entwickeln.
Nationaler KI-Entwicklungsplan
Der AIDP ist der erste Nationale Entwicklungsplan für „Künstliche Intelligenz (KI)”, aber natürlich nicht der Beginn der KI-Forschung in China. Obwohl es bis 2017 nur ein auf KI spezialisiertes Forschungslabor an der Tsinghua-Universität in Peking gab. Der AIDP betont eine dreistufige Entwicklung für Chinas KI-Sektor: Bis 2020 sollte die internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut werden und ein Regulierungsrahmen für zentrale Bereiche der KI definiert werden. Bis 2025 will China in mindestens einem entscheidenden Bereich der Grundlagenforschung die weltweite Führung übernommen haben.
Bis 2030 schließlich soll China zum globalen Innovationszentrum für KI gereift sein, das führend in der internationalen Standard- und Normsetzung ist, und sich federführend den sich neu-aufkommenden Herausforderungen im Forschungsbereich KI stellt. Die Implementierung und Umsetzung wurde ganz nach westlichem Vorbild geplant. Erstens: die Regionalisierung. Seit Herbst 2018 haben 20 Provinzen und 16 Städte eigene KI-Förderkonzepte entwickelt.
Zweitens: die Gründung von „Industrieallianzen“. Eine netzwerkartige Interaktion zwischen Forschung, staatlicher Förderung und vorerst vier Leitunternehmen, den sogenannten „Nationalen Champions“ (ab August 2019 auf 15 ausgeweitet), die die industrielle Anwendungsorientierung der Forschungsergebnisse sicherstellen sollen.
Drittens: Es wurden vier neue Forschungsinstitute gegründet, die Beijing Academy of Artificial Intelligence (BAAI) im Jahr 2018 und im Jahr 2020 das Beijing Institute for General Artificial Intelligence (BIGAI), das Shanghai Artificial Intelligence Lab und die vom früheren Microsoft-Asia CEO Harry Shum geführte International Digital Economy Academy (IDEA).