Ein Rektor als Feuerwehrkommandant? Harald Kainz, Rektor der TU Graz, sieht darin eine persönliche Berufung, die er aus vollem Herzen lebt: "Ich habe die Aufgabe als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr der TU Graz aus Überzeugung übernommen, einen Beitrag für unsere Gesellschaft und gleichzeitig für die TU Graz zu leisten." Denn seine Universität ist eine der ersten Universitäten, die über eine "Uni-Feuerwehr" verfügt. Doch nicht nur die TU Graz, auch die Uni Graz hat eine eigene Feuerwehr. Man kann sagen, die ganze Steiermark leistet hier Pionierarbeit. Für Harald Kainz macht das Sinn: "An der TU Graz werden Technologien und Systeme entwickeltet, die sich in Krisen bzw. bei Katastrophen zum Schutz der Bevölkerung und von wichtiger Infrastruktur bestens einsetzen lassen." Dazu zählen etwa autonome Rettungsroboter und Drohnen, Systeme zum Auffinden von Rutschungen oder Hochwasserprognosesysteme.
Mit anderen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Partnern aus der Wirtschaft wurde daher in Österreich das DCNA (Disaster Competence Network Austria) geschaffen. "Feuerwehren und Rettungsorganisationen sind dabei wichtige Partner, die uns den Zugang zu den praktischen Einsatzfällen ermöglichen", meint Kainz. Durch die Einrichtung einer freiwilligen Feuerwehr an der TU Graz habe man eine wichtige Brücke zu diesen Einsatzorganisationen geschlagen und direkten Zugang zur großen Gemeinschaft der Feuerwehren: "Dieser Kontakt auf Augenhöhe erleichtert die Kommunikation in beide Richtungen und ermöglicht uns, unser Wissen in Ausbildung, Projekten und Forschung mit den Feuerwehren zu teilen." Außerdem seien Feuerwehrleute technikaffin und hunderte der weiblichen und männlichen Studierenden der TU Graz sind Mitglieder bei der Feuerwehr in ihren Heimatgemeinden. "Dadurch erreichen wir österreichweit eine wichtige Zielgruppe, um diese für MINT-Fächer zu begeistern und Informationen über unsere Mitglieder in das ganze Land hinaus zu verbreiten", betont Kainz.
Die "dritte Mission" leben
Letzten Endes ist dieser Informationsaustausch der "third mission" zuzuordnen: Hochschulen sind zunehmend gefordert, Erkenntnisse aus den Kernaufgaben Forschung und Lehre möglichst breit im Sinne eines Technologie- und Wissenstransfers in Gesellschaft und Wirtschaft einzubringen. "Die Feuerwehr hat ein dichtes Filialnetz", sagt Bernhard Futter, Fachexperte für Krisen- und Katastrophenschutz im BMBWF, nicht ohne Stolz. "Universitäten gelangen so in ganz neue Einzugsgebiete." Es sei eine Verbindung von zwei bisher getrennten Welten", erklärt Futter: "Feuerwehren genießen hohe Reputation, haben großen Praxisbezug, bieten gute praxisnahe Ausbildung und sprechen auch alle gesellschaftlichen Schichten an. Die Welt der Wissenschaft ist theoretischer, bietet tolle, allgemein anerkannte Ausbildungsmöglichkeiten, zeigt sich oft eher urban und erhält meist wenig Resonanz für ihre Leistungen." In den Freiwilligen Feuerwehren der Universitäten würden sich diese Welten "auf Augenhöhe und ohne Barrieren" vereinen lassen. Und Harald Kainz ergänzt: "Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr an der TU Graz ist eine Win-Win Situation, die für alle nur Vorteile bietet."