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© Fotos: Luiza Puiu
Hernriette Spyra leitet seit September 2021 die Sektion „Innovation und Technologie“ im BMK. Zuvor war sie wissenschaftliche Leiterin des Umweltbundesamts sowie im BMVIT, im AIT, bei AustriaTech und in Deutschland tätig. Sie hat an den Universitäten Oxford und Johns Hopkins studiert.
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Die neue Sektionsleiterin Spyra

„Veränderungen anstoßen“

Henriette Spyra, die neue Leiterin der Sektion „Innovation und Technologie“ im Klimaschutzministerium, über den Beitrag von FTI zur grünen Transformation, die Bedeutung der Digitalisierung, neue Projekte für die Energiewende sowie den Bedarf an intensiver Zusammenarbeit.

von: Alfred Bankhamer

AI: Sie leiten seit September 2021 die Sektion Innovation und Technologie im BMK. Wie waren die ersten Monate?
Henriette Spyra: Da ich bereits im Vorgängerressort BMVIT tätig war und mein Berufsleben in Österreich eigentlich immer im Umfeld der Sektion III verbracht habe, war es eine wirklich schöne Rückkehr zu vielen tollen Kolleg*innen im gesamten BMK! 

Sie haben zuvor schon im AIT, bei AustriaTech, im Umweltbundesamt sowie in der Wirtschaftsförderung in Deutschland gearbeitet. Hilft das in der neuen Funktion?
Spyra:
Sehr viel! Im AIT durfte ich das Forschungsmanagement von der Pike auf lernen, bin also mit Förderinstrumenten und der Entwicklung von Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sehr vertraut. Bei der AustriaTech habe ich den Bereich Elektromobilität aufgebaut – hier ging es stark um die Verknüpfung von Forschung und Umsetzung in einem auftstrebenden Technologiefeld. Und als wissenschaftliche Leiterin des Umweltbundesamts durfte ich mein Themenspektrum massiv verbeitern – quasi von Altlasten bis Ökosystemforschung – und mit meinen fast 400 Kolleg*innen im Fachbereich die dringend nötige bessere Vernetzung und mehr Wirkungsorientierung mit vielen Methoden des neuen Arbeitens testen. 

Wie stark kann Forschung, Technologie und Innovation (FTI) die grüne Transformation beflügeln? 
Spyra:
Sie kann die grüne Transformation sicher nicht alleine bewältigen, aber einen wesentlichen Beitrag leisten. Wichtig ist es einerseits einen guten Policy Mix für Transformation in Österreich zu schaffen, das heißt Koordination von Innovationspolitik mit Umsetzungs- beziehungsweise Sektorenpolitik, und andererseits Menschen, Forschende, Unternehmen, Stadtverwaltungen, öffentliche Einrichtung und so weiter mitzunehmen. 

Was benötigt eine transformative Innovationspolitik, wie weit ist sie in Österreich schon gediehen?
Spyra:
Transformative Innovationspolitik bedeutet einen Paradigmenwechsel, weg von der Inputlogik hin zur Wirkungslogik. Transformative Innovationspolitik umfasst Forschen und Entwickeln, aber mit klarem Blick auf konkrete Herausforderungen und Probleme sowie unter Einbeziehung von Bedarfsträgern. Außerdem soll aus vielfältigen Projektergebnissen strategisches Wissen generiert werden, welches dann gemeinsames Lernen in einer noch viel breiteren Gruppe von Akteuren anstoßen soll. Förderung und Vernetzung machen wir bereits seit Jahren. Neu ist, dass wir verstärkt Veränderungen anstoßen wollen, zum Beispiel neue Instrumente, neue Verhaltensweisen, neue Zertifizierungssysteme, neue Regulationen und Standards. Hier kommt die Zusammenarbeit mit anderen Sektionen im Klimaschutzministerium sowie anderen Ministerien und vielen weiteren Stakeholdern ins Spiel. Nur durch Kollaboration schaffen wir es, die Impulse für Veränderung in die Umsetzungs- und Sektorpolitiken zu bringen. Es braucht eigentlich gleichzeitig mehr gemeinsames Handlen und Wirken sowie mehr Detailorientierung. Das geht nur in Verantwortungspartnerschaften.

Die Klimaekrisee gehört zu einer der größten Herausforderungen der Menschheit. Bislang wurde viel diskutiert, wie sieht es aber mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen aus, um die grüne Transformation zu ermöglichen?
Spyra
: Im Zentrum unserer Arbeit stehen die grüne und digitale Transformation. Meine Sektion im BMK unterstützt hier schon lange Innovationsprojekte, zum Beispiel die Vorzeigeregionen für Energie des Klima- und Energiefonds, Demonstrationsprojekte für energieeffiziente Gebäude, ein Innovationslabor für Fassadenbegrünung, Urbane Mobilitätslabore oder auch wichtige Macher-Netzwerke wie die Industrieplattform 4.0. Jetzt geht es einerseits stark darum, viel schneller zu skalieren und hierfür andererseits klar den Beitrag von Forschung und Innovation – breit gedacht – zu fokussieren. In Zukunft konzentrieren wir uns daher besonders auf die Schwerpunkte Energiewende, Mobilitätswende und Kreislaufwirtschaft.

Welche Rolle spielt hier die digitale Transformation?
Spyra:
Die digitale Transformation ist ein zentrales Thema für die Innovationssektion. Ohne die digitale Transformation wird es auch keine grüne Transformation geben. Wir sprechen da gern von Tech4Green und unterstützen mit neuen Programmen wie AI for Green oder auch speziellen Schwerpunkten in unserem Weltraumforschungsprogramm.

Um die grüne Wende in allen Bereichen zu schaffen, müssen besonders Sektoren wie die Energie, Mobilität und Kreislaufwirtschaft abgestimmt werden. Wie kann dies optimiert werden?
Spyra
: Das wirklich Neue im Klimaschutzministerium ist ja, dass alle relevanten Politiken wie Innovation, Energie, Mobilität, Klima, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität unter einem Dach versammelt sind. Wir wollen die Strategien und Instrumente der einzelnen Politiken noch stärker aufeinander abstimmen, um einen wirksamen Policy- und Instrumenten-Mix für die Transformation zu schaffen. Dazu gehört auch eine Veränderung des „Mindsets“ – Verwaltung muss als System gedacht werden. Und hier kommt eben auch wieder das neue Arbeiten ins Spiel – denn „unter einem Dach“ heißt eben noch lange nicht automatisch vernetzt. Das alles natürlich in konkreten Projekten, denn Reden ist Silber, Tun jedoch Gold.

Was tut sich im Bereich der Energiewende?
Spyra
: Wir brauchen eine zielsichere Energiewende und können uns keine großen Umwege mehr leisten. Konkret müssen funktionierende Gesamtlösungen im realen Umfeld entwickelt werden. Also starten wir 2022 Reallabore in österreichischen Städten und Regionen. Darüber hinaus wollen wir erfolgreiche österreichische Akteure, Zugang zu internationalen Technologiemärkten und Wertschöpfungsketten bieten. Damit wir auch international am Ball bleiben, baut das BMK in führender Rolle das internationale Innovationsnetzwerk „Clean Energy Transition Partnership“ auf, in dem 70 Forschungsförderorganisationen aus allen europäischen Ländern und weiteren assoziierten Ländern sowie die Europäische Kommission jährlich 100 Mio. Euro für transnationale Innovationsprojekte für die Energiewende zur Verfügung stellen wird. Im Bereich energieintensive Industrie haben wir auf der COP26 eine internationale Mission gemeinsam mit Australien gestartet. 

Der Anteil an Frauen in der Wissenschaft und Forschung ist generell noch sehr niedrig. Was hat sich während ihrer Karriere schon verbessert, was muss noch getan werden?
Spyra:
Dass das BMK innerhalb von anderthalb Jahren den Anteil an Sektionsleiterinnen von 0 auf 50 Prozent gehoben hat, ist natürlich ein erster Erfolg. Ansonsten ist der Anteil an Frauen nach wie vor schockierend niedrig und dafür gibt es Unmengen struktureller Gründe in Österreich. Wir werden da zukünftig – auch in unseren Beteiligungen und bestehenden Initiativen – einen größeren Schwerpunkt setzen. Wichtig ist mir, dass es generell um eine notwendige größere Diversität geht.


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