Die Smart Cities Initiative des Klima- und Energiefonds unterstützt Städte auf dem Weg in eine nachhaltige urbane Entwicklung. Dabei ist das Thema der korrekten Mülltrennung nach wie vor ein höchst relevantes: Aktuellen Analysen zufolge landen immer noch bis zu 70 Prozent falsche Abfälle im Restmüll. Ein neues, im Rahmen der Smart Cities Initiative gefördertes Pilotprojekt der Stadt Villach setzt sich nun mit dem richtigen Umgang mit anfallendem Abfall auseinander. Dabei wird der Einsatz eines Wertstoffscanners im Müllwagen getestet, der über einen Chip in den Mülltonnen direktes Feedback per SMS oder App an die teilnehmenden Mülltonnen-Besitzerinnen und -Besitzer liefert.
Fehlwürfe halbiert
In der Steiermark wurde der Wertstoffscanner, der gemeinsam von Fahrzeugbauer Stummer, Joanneum Research, der Technischen Universität Graz und dem steirischen Recyclingunternehmen Saubermacher entwickelt wurde, erstmals getestet. Saubermacher konnte gemeinsam mit den direkten Rückmeldungen an die Teilnehmer die Fehlwürfe bei diesen ersten Piloteinsätzen halbieren.
Großer Testlauf in Villach
Rund 500 Hausmüllbehälter wurden in den vergangenen Wochen in Villach mit den notwendigen Chips, die den Namen „FRITZ“ (Fortschrittlich, Recyclingfördernd, Innovativ, Technologisch, Zukunftsorientiert) tragen, ausgestattet. Die „FRITZ“-Chips, die sich in den Mülltonen befinden, verfügen über eine Identifikationsnummer, mit der eine Mülltonne einem Haushalt zugeordnet werden kann. Dadurch ist es möglich, einem Haushalt sein persönliches Mülltrennergebnis mitzuteilen.
Analyse beim Entleeren
Derzeit läuft der eigentliche Probebetrieb: In einem eigens umgerüsteten Müllwagen ist ein sogenannter Wertstoffscanner installiert. Dieser untersucht während des Entleerungsvorganges der einzelnen Mülltonnen die materielle Zusammensetzung des Hausmülls. Der Scanner ist dank spezieller Sensoren/Kameras und einem neuronalen Netzwerk zwar „smart“, erkennt aber keine Details des Hausmülls. Bestimmte Zeitungen oder Dokumente werden nicht erkannt oder gar ausgelesen. Die einzelnen Ergebnisse der Auswertung werden auch nicht veröffentlicht, die Teilnahme ist freiwillig und die Zustimmung zur Verarbeitung der Daten wird per Müll-App eingeholt – so können Bedenken zum Thema Datenschutz im Vorfeld ausgeräumt werden.
Feedback an die Teilnehmenden
Im Anschluss bekommen die Teilnehmenden eine persönliche Rückmeldung per SMS. Bei einer nicht optimalen Zusammensetzung des Mülls soll dies aber nicht belehrend kommuniziert werden, sondern vielmehr werden den Mitmachenden auf konstruktive Weise Wege zur besseren Trennung aufgezeigt. Das gesamte Projekt läuft bis Ende des Jahres 2021. Dann wird sich anhand der erhaltenen Daten zeigen, ob durch die laufende Information über das Trennverhalten die Restmüll-Menge im Pilotgebiet verringert werden konnte.
All das soll dazu führen, dass wiederverwertbare Stoffe gerettet und dadurch Ressourcen eingespart werden können. Das direkte Feedback, das durch die Rückmeldungen an die Haushalte erfolgt, ist ein wesentlicher Faktor für die positive Bestärkung von umweltfreundlichem Verhalten.
Hightech-Sensoren auch für Glascontainer
Gleichzeitig testet Saubermacher im Zuständigkeitsbereich des Abfallwirtschaftsverbandes Villach eine weitere Möglichkeit zur Steigerung der Entsorgungseffizienz: In die rund 600 Altglas-Container wurden Sensoren eingebaut. Diese erkennen, wenn die Container für das Altglas voll sind und melden dies an eine intelligente Plattform. Dieses von SLOC, einem steirischen Start-up, mit dem Praxisinput von Saubermacher entwickelte IoT-Tool vernetzt verschiedene Parameter, z. B. Behälterfüllstand, max. LKW-Nutzlast etc. Es erstellt einen gesamthaft optimierten Tourenplan. So werden die Container nach Bedarf und nicht zu festgelegten Zeiten entleert, wodurch das Abstellen von Flaschen und Ähnlichem ebenso vermieden werden kann wie Abholfahrten für halbleere Container. Im konkreten Pilotversuch testet der Kärntner Abfallwirtschaftsbetrieb Huber Entsorgung die innovative Logistikoptimierung.
Die vielversprechenden Ergebnisse eines Pilotprojekts in Niederösterreich haben das Sammel- und Verwertungssystem Austria Glas Recycling (AGR), dem in Österreich die Organisation der Altglasentsorgung obliegt, und den Abfallwirtschaftsverband veranlasst, das Projekt in Villach zu starten.
Hervorragende Ergebnisse
Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, über die Bedeutung solch innovativer Projekte: „Digitalisierung kombiniert mit dem Schließen möglichst regionaler Materialkreisläufe sind wesentliche Schlüssel, um die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung erreichen zu können. Das Konsortium rund um die Stadt Villach und Saubermacher zeigen, wie sie smart in den Alltag der Menschen integriert werden kann. Ein tolles Projekt, großartige Partner und schon jetzt ganz hervorragende Ergebnisse. Gratulation an die Projektpartner und an die Villacher, die aktiv mitarbeiten.“
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