Es klingt ein bisschen wie ein Traum: Erst treffen sich 75 Studierende und 21 Lehrende aus 43 Nationen und diskutieren drei Wochen lang im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festivals darüber, wie ihrer Meinung nach die neue Digitalisierungsuniversität in Linz aussehen soll. Und dann erhält ein Teil von ihnen, konkret 25 Studierende und 21 Lehrende bzw. Fellows, wie sie sich hier nennen, die Möglichkeit, ihre Vorstellungen tatsächlich umzusetzen. Nichts Geringeres passiert gerade am neuen Institute of Digital Sciences Austria (IDSA), der neuen Universität für Digitalisierung in Linz, die gerade in ihr erstes Semester gestartet ist – the Birth of a New University in Echtzeit.
Keine normale Universität
Und eines ist jetzt schon klar: Eine ganz normale Universität wird das IDSA sicher nicht. Das liegt nicht nur daran, dass es laut Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt hier keine klassischen Fakultäten geben soll, sondern eine flexible Organisations- und Studienstruktur mit jährlich wechselnden Studierendenprojekten, die sich an den großen gesellschaftlichen Themenstellungen – vom Gesundheitswesen bis zur Energiewirtschaft – orientieren.
Das liegt insbesondere auch an dem interdisziplinären und inklusiven Ansatz, den die Studierenden und Lehrenden hier beim sog. „Founding Lab“ beim Ars Electronica Festival eingefordert haben. Es wird nicht im Rahmen von Frontalunterricht gelehrt, sondern projektorientiert. Das heißt, Stakeholder aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Industrie bringen konkrete Use-Cases ein, für die am IDSA Lösungsansätze erarbeitet werden. Die Digitaluni Linz bildet die Gestalter/innen der Digitalen Transformation heran.
Grundsätzlich soll das IDSA somit jeder und jedem Studierenden mit Leidenschaft für Digitalisierung und guten Ideen für die Zukunft offenstehen, unabhängig von Fachgebiet oder Herkunft. Chancengleichheit, Interkulturalität, Peer-to-Peer-Learning sind dabei ebenso wichtig, wie Exzellenz, Kollaboration und Wettbewerb. Deshalb sollen auch nicht nur Informatik-Grundkenntnisse und Coding für alle Studierenden auf dem Stundenplan stehen, sondern ebenso zentrale ethische und gesellschaftliche Fragestellungen im Zusammenhang mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.
Workshops zu sechs Themenkapiteln
Einen Vorgeschmack, wie das Studium am IDSA künftig aussehen kann, bietet das Wintersemester 2023/24, das eben angelaufen ist. Im sogenannten „Fall Lab“ finden nun bis Ende Jänner drei achttägige Vor-Ort-Workshops samt Online-Begleitung und zwölf „Deep Talks“ zu sechs verschiedenen Programmkapiteln statt. Sie lauten: Infrastruktur, Data und Code, Machines, Robots & Tangibles, Interface & Visualisation, Media und Digital Society & Policies.
Eröffnet wird jedes „Chapter“ mit einer halbtägigen Eröffnungsveranstaltung, die sowohl die technischen Grundlagen, als auch die konkreten digitalen Anwendungsbereiche umfassen. Im Zentrum des ersten Semesters am IDSA steht ein „Founding Lab Fall Term Projekt“, das die Studierenden individuell oder in Kleingruppen gemeinsam erarbeiten. Dabei wird jedes von einem eigenen Facilitator unterstützt, einer Betreuerin bzw. einem Betreuer.
Es geht aber nicht nur um das strukturierte, gemeinsame Lernen und den Wissensaustausch, Studierende und Fellows sollen ebenso die Möglichkeit haben, sich sowohl untereinander, als auch die Stadt Linz besser kennenzulernen. Dazu bietet das IDSA während der Präsenz-Workshops eigene Exkursionen und andere soziale Aktivitäten.
Der Fahrplan ist eng getaktet. Schon im nächsten Studienjahr 2024/25 sollen das erste Doktoratsstudium am IDSA starten, das erste Masterstudium dann ein Jahr später 2025/26. Bis 2030/31 sollen insgesamt rund 5.000 Studierende am IDSA studieren.