5/2023 Forschung Bildung
Alle Fotos: @ Patrick Münnich
Studierende präsentierten beim Founding Lab im Rahmen des Ars Electronica Festivals ihre Vision, wie die neue Uni für Digitalisierung aussehen soll.
Alle Fotos: @ Patrick Münnich

Neue Uni ist gestartet

Das Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) hat mit 1. Oktober seinen Betrieb aufgenommen – mit vorerst 25 Studierenden und 21 Lehrenden. Sie haben im Vorfeld selbst mitbestimmt, wie an der neuen Universität für Digitalisierung gelehrt, gelernt und geforscht werden soll.

von: Redaktion

Es klingt ein bisschen wie ein Traum: Erst treffen sich 75 Studierende und 21 Lehrende aus 43 Nationen und diskutieren drei Wochen lang im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festivals darüber, wie ihrer Meinung nach die neue Digitalisierungsuniversität in Linz aussehen soll. Und dann erhält ein Teil von ihnen, konkret 25 Studierende und 21 Lehrende bzw. Fellows, wie sie sich hier nennen, die Möglichkeit, ihre Vorstellungen tatsächlich umzusetzen. Nichts Geringeres passiert gerade am neuen Institute of Digital Sciences Austria (IDSA), der neuen Universität für Digitalisierung in Linz, die gerade in ihr erstes Semester gestartet ist – the Birth of a New University in Echtzeit.

Keine normale Universität

Und eines ist jetzt schon klar: Eine ganz normale Universität wird das IDSA sicher nicht. Das liegt nicht nur daran, dass es laut Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt hier keine klassischen Fakultäten geben soll, sondern eine flexible Organisations- und Studienstruktur mit jährlich wechselnden Studierendenprojekten, die sich an den großen gesellschaftlichen Themenstellungen – vom Gesundheitswesen bis zur Energiewirtschaft – orientieren.

Das liegt insbesondere auch an dem interdisziplinären und inklusiven Ansatz, den die Studierenden und Lehrenden hier beim sog. „Founding Lab“ beim Ars Electronica Festival eingefordert haben. Es wird nicht im Rahmen von Frontalunterricht gelehrt, sondern projektorientiert. Das heißt, Stakeholder aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Industrie bringen konkrete Use-Cases ein, für die am IDSA Lösungsansätze erarbeitet werden. Die Digitaluni Linz bildet die Gestalter/innen der Digitalen Transformation heran.

Grundsätzlich soll das IDSA somit jeder und jedem Studierenden mit Leidenschaft für Digitalisierung und guten Ideen für die Zukunft offenstehen, unabhängig von Fachgebiet oder Herkunft. Chancengleichheit, Interkulturalität, Peer-to-Peer-Learning sind dabei ebenso wichtig, wie Exzellenz, Kollaboration und Wettbewerb. Deshalb sollen auch nicht nur Informatik-Grundkenntnisse und Coding für alle Studierenden auf dem Stundenplan stehen, sondern ebenso zentrale ethische und gesellschaftliche Fragestellungen im Zusammenhang mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.

Workshops zu sechs Themenkapiteln

Einen Vorgeschmack, wie das Studium am IDSA künftig aussehen kann, bietet das Wintersemester 2023/24, das eben angelaufen ist. Im sogenannten „Fall Lab“ finden nun bis Ende Jänner drei achttägige Vor-Ort-Workshops samt Online-Begleitung und zwölf „Deep Talks“ zu sechs verschiedenen Programmkapiteln statt. Sie lauten: Infrastruktur, Data und Code, Machines, Robots & Tangibles, Interface & Visualisation, Media und Digital Society & Policies.

Eröffnet wird jedes „Chapter“ mit einer halbtägigen Eröffnungsveranstaltung, die sowohl die technischen Grundlagen, als auch die konkreten digitalen Anwendungsbereiche umfassen. Im Zentrum des ersten Semesters am IDSA steht ein „Founding Lab Fall Term Projekt“, das die Studierenden individuell oder in Kleingruppen gemeinsam erarbeiten. Dabei wird jedes von einem eigenen Facilitator unterstützt, einer Betreuerin bzw. einem Betreuer.

Es geht aber nicht nur um das strukturierte, gemeinsame Lernen und den Wissensaustausch, Studierende und Fellows sollen ebenso die Möglichkeit haben, sich sowohl untereinander, als auch die Stadt Linz besser kennenzulernen. Dazu bietet das IDSA während der Präsenz-Workshops eigene Exkursionen und andere soziale Aktivitäten.

Der Fahrplan ist eng getaktet. Schon im nächsten Studienjahr 2024/25 sollen das erste Doktoratsstudium am IDSA starten, das erste Masterstudium dann ein Jahr später 2025/26. Bis 2030/31 sollen insgesamt rund 5.000 Studierende am IDSA studieren.

Interview

“EIN INTERNATIONALES LEUCHTTURMPROJEKT“

Frau Prof. Lindstaedt, wie beschrei-ben Sie selbst die neue Digital Uni Linz, das IDSA?
Das IDSA stellt in seiner Ausrichtung auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ein Leuchtturmprojekt im gesamten deutschsprachigen, aber auch internationalen Raum dar. Absolvent/ inn/en des Doktoratsstudiums am IDSA sind Digitalisierungsexpert/inn/en in ihrem ursprünglichen Fachbereich, sei es Medizin, Sozial- und Geisteswissenschaften, Wirtschaft, Journalismus oder Politikwissenschaften. Die Digitalisierungsexpert/inn/en sind die Gestalter/-innen der digitalen Transformation.

Was war Ihre Hauptmotivation, diese neue Uni in OÖ zu leiten?
Es ist eine immens spannende und zukunftsgerichtete Aufgabe, eine Modell- luniversität zu entwickeln, die sich dem allumfassenden Thema der digitalen Transformation verschreibt. Es ist nicht weniger als eine Jahrhundertchance, eine neue Universität und dazu noch eine, die die universitäre Didaktik der Zukunft vorgibt, zu entwickeln.

Wie kamen Sie einst dazu, sich der Wissenschaft und Forschung zu widmen?
Ich war schon in der Schule von der Informatik begeistert, deshalb wechselte ich von einem altsprachlichen Gymnasium auf eine HTL-ähnliche Schule in Deutschland. Der Frauenanteil war sehr gering, später an der TU Darmstadt ebenso. Erst an der University of Colorado at Boulder (CU Boulder) sah ich positive Role Models, die Familie und Karriere in der Wissenschaft ver- einbarten. Das hat mir Mut gemacht.

Welche Maßnahmen wären aktuell wichtig, um mehr Frauen in die Wissenschaft und Forschung zu bringen?
Frauen interessieren sich tendenziell eher für die Anwendungsbereiche von Technik und weniger für den Selbstzweck. Um mehr junge Frauen für Technik zu begeistern, brauchen wir Vorbilder in der interdisziplinären Forschung, die Technik im Kontext anderer Disziplinen weiterentwickeln. Genau das wollen wir am IDSA leisten.

Welche Tipps haben Sie für junge Frauen, um im F&E-Bereich eine erfolgreiche Karriere absolvieren zu können?
Glaubt an Eure eigenen Ideen! Am IDSA bieten wir Unterstützung in dieser Hinsicht.


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