Wie kamen Sie auf die Idee zur Gründung dieses JR-Zentrums?
Den „rote Faden“ durch das gesamte Forschungsvorhaben bilden Fragestellungen im Hinblick auf eine gelingende PatientInnen-TherapeutInnen-Interaktion. Im Rahmen meiner therapeutischen Tätigkeit im Feld der Neuro-Rehabilitation seit Mitte der 1990er Jahre fielen mir zwei Dinge besonders auf: Wie bedeutsam und effektiv ein individuell auf die jeweilige musikalische Biografie und die momentane psychophysiologische Verfassung des/der PatientIn abgestimmtes musiktherapeutisches Handeln ist und dass PatientInnen kaum Zeit haben, den von einer Disziplin gesetzten therapeutischen Impuls zu verarbeiten, bevor die nächste therapeutische Intervention gesetzt wird. Nachdem der allgemeine Forschungstrend wenig auf die konkrete Situation am Krankenbett Bezug nimmt (bevorzugt werden experimentelle Designs), und ich in der Literatur sowie in persönlichen Gesprächen mit KollegInnen kaum Hinweise darauf fand, dass den oben genannten Aspekten Aufmerksamkeit geschenkt wird, beschloss ich mich im Rahmen eines JRZ den genannten Fragestellungen (im Sinne einer Personalisierung von Therapieabläufen) vertieft nachzugehen.
Welche konkreten Forschungsarbeiten führen Sie durch?
Der erste Forschungsschwerpunkt richtet sich auf die Bestimmung des individuell abgestimmten optimalen Zeitfensters für einen musiktherapeutischen Impuls. Während dieses Therapiefensters sollten PatientInnen maximal aufnahmefähig und TherapeutInnen gleichzeitig maximal achtsam und empathiefähig sein. Weiters soll bestimmt werden, wieviel Zeit PatientInnen für die Verarbeitung des in der jeweiligen Therapieeinheit gesetzten Impulses benötigen, bevor sie in der Lage sind einen nächsten therapeutischen Impuls aufzunehmen bzw. nach welchem Zeitraum sich TherapeutInnen auf eine nächste Therapieeinheit konzentriert einzulassen vermögen.
In einer ersten Phase des Josef Ressel Zentrums werden mithilfe von Studierenden mittels biometrischer Verfahren (Elektrokardiogramme, Elektroenzephalogramme) und Videoanalysen reproduzierbare Abläufe zur Erkennung dieser optimalen Zeitfenster entwickelt. In weiterer Folge werden innerhalb dieser Zeitfenster therapeutisch bedeutsame Momente (s.g. „Begegnungsmomente“) im musiktherapeutischen Prozess identifiziert. Diese Erkenntnisse werden ab dem dritten Jahr in die klinische Praxis übertragen. Der zweite Forschungsschwerpunkt stellt sich der Frage, wie Studierende und TherapeutInnen ihre empathischen Fähigkeiten entwickeln bzw. vertiefen können, um mit ihren PatientInnen in Resonanz zu treten. Der erste Forschungsschwerpunkt richtet sich auf die Bestimmung des individuell abgestimmten optimalen Zeitfensters für einen musiktherapeutischen Impuls. Während dieses Therapiefensters sollten PatientInnen maximal aufnahmefähig und TherapeutInnen gleichzeitig maximal achtsam und empathiefähig sein. Weiters soll bestimmt werden, wieviel Zeit PatientInnen für die Verarbeitung des in der jeweiligen Therapieeinheit gesetzten Impulses benötigen, bevor sie in der Lage sind einen nächsten therapeutischen Impuls aufzunehmen bzw. nach welchem Zeitraum sich TherapeutInnen auf eine nächste Therapieeinheit konzentriert einzulassen vermögen.
Wo sehen Sie einen gesellschaftlich bzw. wirtschaftlich releveanten, möglichen Nutzen Ihrer Arbeiten?
Wir erwarten, dass durch eine auf die psychophysiologische Verfassung achtende, und somit stimmiger gesetzte (musik)therapeutische Interventionen das Therapieoutcome deutlich verbessert werden kann. Dies wäre nicht nur ein Beitrag zur Evidenzbasierung des in Österreich gesetzlich geregelten Gesundheitsberufes Musiktherapie, sondern eröffnet in weiterer Folge auch potentiell eine Perspektive zur Effizienzsteigerung in anderen therapeutischen Berufsgruppen. Zudem kann ein derartiger Zugang dazu beitragen, dass parallel zur Digitalisierung in den Gesundheitsberufen der humane und beziehungsorientierte Zugang zu PatientInnen gewährleitstet bleibt.