Kommunale Abwasseranlagen beanspruchen rund ein Fünftel des gesamten Elektrizitätsverbrauchs von Gemeinden. Damit stehen sie automatisch im Fokus jedweder Suche nach vermeidbaren Kilowattstunden in Kommunen. Diese Einsparpotenziale werden nun immer häufiger aufgespürt und optimiert: Effizienzsteigerung heißt das neue Trendwort in der Kläranlage. Um diese zu erreichen, gibt es viele zum Teil sehr unterschiedliche Möglichkeiten und innovative Technologien – von Sparsamkeit und Prozessbeschleunigung bis hin zur Eigenstromversorgung und Öko-Kraftwerken reicht das Spektrum. Da bei fast allen Kläranlagen mit Belebungsverfahren die Belüftung der mit Abstand wichtigste Verbraucher ist, lohnt sich hier ein Effizienz-Blick ganz besonders. Wie Sparsamkeit im Klärbecken ohne massive Investitionen erzielt werden kann, zeigt seit vergangenem Jahr eine Tiroler Kläranlage mit einem weltweit einzigartigen Projekt vor: Das AIZ Strass befindet sich direkt am Knotenpunkt Achental, Inntal und Zillertal. Um sich an diesem zentralen Punkt für die steigenden Spitzen im Wintertourismus zu wappnen, sollte die Kapazität der Kläranlage von 167.000 Einwohnergleichwerten (EWG) auf 250.000 EWG erhöht werden. Die Vorgabe des Abwasserverbands für die Erweiterung aber war: Kapazitätserhöhung ohne Beckenneubau. Damit mussten die Betreiber der Anlage auf Effizienzsteigerung und innovative Technologie setzen.
Revolutionäres Belüftungsverfahren
Die revolutionäre Lösung nennt sich „Triple-A-Verfahren“. Dieses Verfahren steht für „Alternierende Aktivierte Adsorption“ (AAA) und beschreibt ein völlig neues Belüftungsprozedere in der ersten Reinigungsstufe, das es ermöglicht, die Anlagenkapazität ohne bauliche Erweiterung um mehr als 50 Prozent zu erhöhen, die Gasausbeute zu steigern und den Energieverbrauch der Gesamtanlage zu reduzieren. Ein Effizienzgewinn auf ganzer Linie also, der im AIZ Strass im Zillertal allein durch die Umrüstung bestehender Zwischenklärbecken erzielt wurde.
1,8 Millionen Euro ließ sich der Abwasserverband die Lösung kosten. Alternativ aber hätte man neue Becken bauen und mit Anlagentechnik ausstatten müssen – die Gesamtkosten wären dann bei 4,3 Millionen Euro gelegen. Gerald Glaninger, Prokurist bei Aquaconsult Anlagenbau GmbH, ist sich sicher: „Dieses innovative Verfahren wird die Vorklärung revolutionieren.“ Die Belüftungstechnik seines niederösterreichischen Unternehmens ist in sämtlichen Klärstufen des AIZ im Einsatz. Nun ist sie ein Herzstück des Triple-A-Verfahrens: „Die fein eingeblasene Luft durch unsere Streifenbelüfter übernimmt hier eine entscheidende Rolle, um die Aktivierung der Biosorption zu erreichen“, so Glaninger. Doch nicht nur in Tirol setzt man auf die „Aerostrips“, in punkto Energieeffizienz im Klärbecken hat sich die Technologie von Aquaconsult mittlerweile auch international einen Namen erarbeitet.