Blick in die Zukunft
Die aktuellen Krisen beschäftigten Österreichs Innovationsregionen. Wie sich zeigt, hat sich der intensive Ausbau der Innovationslandschaft, der Aufbau neuer Innovationsplattformen sowie die intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit gelohnt. Westösterreich kann sich am internationalen Markt weiterhin gut behaupten.
Aktuell leiden viele Regionen der Welt unter einem wirtschaftlich stark eingetrübten Umfeld. Das gilt besonders auch für die produzierende Betriebe in Österreich, die noch immer stark unter den hohen Energiepreisen leiden, verursacht durch den Krieg Russlands. Dazu gesellen sich neue Konfliktherde im Nahen Osten, die aktuell für massive Probleme in den Lieferketten sorgen. Besonders in Österreich kommen noch sehr hohe Teuerungsraten gepaart mit einem kräftigen Konjunktureinbruch hinzu. Aber gerade solch herausfordernde Krisenzeiten sind auch die Geburtsstätte für neue Ideen und Wege. Trotz des schwierigen globalen Umfelds arbeiten Österreichs Innovationsregionen, die sich durch hohe Exportraten, internationale Kooperationen und Geschäfte auszeichnen, intensiv daran, sich für die aktuelle Lage zu rüsten und in die Zukunft zu blicken.
Exportstarke Region
So schnellten etwa in Österreichs westlichstem Bundesland, Vorarlberg, die Exporte nach der Corona- Krise im Jahr 2021 gleich auf neue Rekordhöhen. Mit rund 12,6 Milliarden Euro konnte ein Plus von 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt werden. 2022 waren es rund 13,6 Milliarden Euro. Die größte Exportdynamik weisen im Ländle der Maschinenbau, die Kunststoffindustrie und Metallwarenhersteller auf. In Tirol erhöhte sich das Exportvolumen im Jahr 2022 um 13,5 Prozent auf rund 16,6 Milliarden Euro. „Die Tiroler Exportwirtschaft ist damit weiterhin im Aufwind. Ohne das Engagement und die Innovationskraft der Tiroler Betriebe wäre solch ein Wirtschaftserfolg nicht möglich“, betont Wirtschaftslandesrat Mario Gerber. Und in Salzburg lagen die Exporte bei 13,5 Milliarden Euro, wobei Maschinen- und Maschinenteile den größten Anteil hatten. Im ersten Halbjahr 2023 konnten Salzburg (gleich um 9 Prozent) und Tirol weiter zulegen, während es in Vorarlberg nach den starken Exportjahren nun einen leichten Rückgang gab.
Die Krisenzeiten konnten nicht zuletzt durch intensive F&E-Tätigkeiten überstanden werden. Der Blick in die Zukunft und das Aufspüren neuer Technologietrends und Geschäftschancen stärkt Unternehmen besonders, wenn das Umfeld weniger erfreulich ist.
Hohe Innovationskraft
So liegen in der Bundesländerstatistik in Sachen Exportkraft pro Kopf Vorarlberg (Nummer 2 nach Oberösterreich), Salzburg (Nummer 3) und Tirol (Nummer 4) im Spitzenfeld. Um am internationalen Markt bestehen zu können, sind hierfür starke Partner für die Forschung und Entwicklung sowie die Förderungen von Innovationen durch Bund und Bundesländer wichtig. Die Forschungsstrategien der Bundesländer werden deshalb auch laufend an die neuen Anforderungen angepasst. Zudem wird intensiv in Bildungs- und Forschungseinrichtungen investiert.
KI und Fachkräftemangel
Zu den großen Herausforderungen zählen in Westösterreich nicht nur neue Technologien wie die Künstliche Intelligenz und die Suche nach dem richtigen Weg in die Klimaneutralität, sondern besonders auch der Fachkräftemangel. Um mehr talentiertes Personal aufzubauen, investiert das Land Vorarlberg beispielsweise 135.000 Euro in die Vorarlberger Ausbildungsmesse i- Messe, die im November 2023 mehr als 15.000 Besucher:innen anlocken konnte. Hier bekamen Jugendliche und Eltern Einblicke in die betriebliche Ausbildung bis hin zu den tertiären Ausbildungsangeboten. „Wir zählen heute sicher zu den Regionen mit den besten Fachkräften. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, das auch in Zukunft zu bleiben. Daran arbeiten wir auch künftig gemeinsam“, betont Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, der auch das Thema duale Ausbildung stark fördern will.
Elmar Hartmann, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, betonte kürzlich beim Neujahresempfang der IV Vorarlberg, dass im heurigen Superwahljahr, in dem das EU-Parlament, der Nationalrat, die Arbeiterkammer und auch der Vorarlberger Landtag neu gewählt werden, der richtige Weg für einen chancenreichen Industriestandort eingeschlagen werden müsse. Sonst drohe die Deindustrialisierung, was auch einen Wohlstandsverlust bedeuten würde. „Mehr als 38 Prozent der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger arbeiten in der Industrie und weit mehr profitieren indirekt von ihr. Zudem stammen über 36 Prozent der Vorarlberger Wertschöpfung aus der Industrie. Es ist also entscheidend, dass Vorarlberg in seine Wettbewerbsfähigkeit investiert“, so Hartmann.
Klare Rahmenbedingungen
Die Basis für eine florierende Wirtschaft ist eine dynamische Innovationslandschaft. Investitionen sowohl in Forschung als auch Innovation ermöglichen erst eine nachhaltige sowie klimagerechte Entwicklung und machen Standorte auch konkurrenzfähig, selbst wenn die Lohn- und Produktionskosten höher sind. Wichtig für die Unternehmen ist, dass die Politik entsprechend langfristige und verlässliche Rahmenbedingungen schafft. Dann wird auch investiert.
Fokus auf Zukunftstechnologien
Soweit zum Superwahljahr. In Sachen Forschung und Entwicklung stehen die Themen Klimaneutralität sowie Digitalisierung samt ihren neuen Chancen derzeit fast überall klar im Vordergrund. Und hier natürlich besonders die KI, die nach dem Hype um ChatGPT viele neue Einsatzmöglichkeiten für die Wirtschaft, Industrie, Medizin und Gesellschaft bietet.
Während sich die ersten KI-Anwendungen bereits etablieren, beschäftigen sich einige Organisationen und Unternehmen bereits mit der nächsten Technologierevolution, dem Quantencomputing und der Quantenverschlüsselung. Erste Pilotprojekte laufen schon, um beispielsweise die Kommunikation zwischen Behörden mittels Quantenverschlüsselung völlig abhörsicher zu machen (mehr dazu ab S. 8). In Sachen Quantenphysik hat sich Innsbruck als globales Forschungszentrum mit der Uni Innsbruck und dem ÖAW Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) sowie ersten Spin-offs längst weltweit etabliert.