In Linz beginnt`s! Lange war Oberösterreichs Hauptstadt nur als Industriestadt bekannt. Heute ist die „Stahlstadt“ ein Ort der Innovation mit renommierten Hochschulen, Forschungseinrichtungen und zahlreichen Start-ups. Ermöglicht hat das zum einen Teil natürlich die gute alte Industrie, die wie etwa die Voestalpine sich in speziellen Bereichen zur Weltspitze hochgearbeitet hat. Linz hat jedenfalls seinen einstigen Ruf als „schmutzige Industriestaat“ dank kräftiger Investitionen in umweltfreundliche Produktionstechnologien längst überwunden. Die Stahlindustrie und der Maschinenbau sind dabei im Land geblieben und wurden auf höchstes technologisches Niveau gebracht. Zugleich wurde massiv auf Zukunftstechnologien wie IT und KI gesetzt. So verwundert es eigentlich wenig, dass man jüngst Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, in der Linzer Innenstadt beim Gassigehen mit seinem Roboter-Hund Spot treffen konnte. Spot ist eine vierbeinige Hightech-Maschine von Boston Dynamics mit täuschend ähnlichen Bewegungen eines Hundes. Der Zweck dieses Experiments, frei an Grünther Brus „Wiener Spaziergang“ angelehnt, war die Reaktionen der Passant*innen auszutesten und einen Diskurs über eine menschenzentrierte Technikzukunft auszulösen. Die große Frage ist: Welche Roboter wollen wir künftig an unserer Seite haben? „Bis dato kommen die meisten Menschen im Alltag mit Robotern nur in Form von Staubsaugern oder Science-Fiction-Figuren in Berührung. Kein Wunder also, dass die Neugierde der Linzer*innen beim Anblick von Spot sehr groß war. Die spontanen Reaktionen schwankten zwischen Faszination und ein bisschen Gruseln. „Dass uns das scheinbar Lebendige in der Maschine unheimlich werden kann, kennen wir aus der Forschung zu menschenähnlichen Robotern“, kommentierte Martina Mara, Professorin für Roboterpsychologie an der JKU, die Reaktionen. Eines sei jedenfalls schon absehbar: Roboter werden in den nächsten Jahren immer häufiger – ob im Alltag oder in Produktionshallen – auftreten.
Linz Institute of Technology
Das wahre Zuhause des Roboterhundes Spot ist das mittlerweile international sehr beachtete, erst 2016 gegründete Linz Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität. Damit bekamen die vorhandenen Ingenieurswissenschaften ein gesamtuniversitäres Institut, an dem Forscher*innen unterschiedlicher Fachbereiche wie AI, Cyber-Physical Systems, Robopsychology, Soft Materials, Medical Engineering, Secure and Correct Systems, Future Energy oder Law sich auf dem Gebiet der Technologie interdisziplinär vernetzen können. Die JKU ist selbst erst eine sehr junge Universität, die ihre Gründung 1975 aus den bestehenden Hochschulen erfuhr. Dafür konnte Linzer Uni rasch mit innovativen Lehrgängen punkten. So startete 1990 das weltweit erste reine Mechatronikstudium und 1987 wurde das Forschungsinstitut für Symbolisches Rechnen (RISC) gegründet, das 1989 ins Schloss Hagenberg gezogen ist und damit den Nukelus für den renommierten Softwarepark Hagenberg gebildet hat. Heute sind hier zahlreiche weitere Forschungsinstitute, die Fachhochschule Oberösterrich sowie Unternehmen und Start-ups angsiedelt. Etwa auch das COMET-Kompetenzzentrum SCCH, das Spitzenforschung im Bereich der Data & Software Sience zu den Themen KI und Digitalisierung betreibt.
Doch zurück zum Roboterhund Spot. Er hat sich längst als „Haustier“ am LIT Open Innovation Center am Campus der JKU einen Namen gemacht und gehört dem Linzer Start-up qapture, das den High-tech-Roboter dazu nutzt, Assets der analogen in die digitale Welt zu transferieren. Insbesondere Produktionsanlagen und Fabriken sollen mit dem beweglichen Roboterhund erfasst werden, um so die bauliche Beschaffenheit sowie auch Maschinendaten, Wartungsintervalle oder Verträge im Vorbeilaufen zu erfassen. Damit soll letztlich ein vollständiger digitaler Zwilling eines Betriebs geschaffen werden. Spot ist übrigens einer der ersten autonomen Roboter, der etwa zur Inspektion von gefährlichem oder unzugänglichem Terrain, zur Datenerfassung und zum Transport von Lasten in der Industrie eingesetzt wird.
Von der Industrie zur Digitalisierung
Das Industrieland Oberösterreich hat es in vielen Bereichen dank Forschung und Innovation zur Spitze gebracht. Die Hauptstadt Linz hat ist eine sehrlebenswerte Universitätsstadt, die kulturelle Highlights wie die Ars Electronica bieten kann. Und sie ist ein Hotspot in den Bereichen Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Elektronik. Die JKU konnte rechtzeitig sehr renommierte Forscher*‘innen wie etwa Sepp Hochreiter gewinnen, einem KI-Pionier, der den künstlichen neuronalen Netzwerken mittels der KI-Methode Long Short-Term Memory ein Gedächtnis verpasst und am LIT das AIT Lab aufgebaut hat. Nicht weit vom Linzer Campus der JKU ist der ebenfalls sehr renommierte Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich angesiedelt, der unter anderem das „Interdisciplinary Center of Excellence“ beheimatet, welches die Bereiche Industrielle Produktionsprozesse, Energie, Gesundheit und alternde Gesellschaft, Lebensmittel und Ernährung sowie Mobilität und Logistik vereint.