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© Fotos: Ines Thomsen; JKU
JKU Sience Park in Linz.
© Fotos: Ines Thomsen; JKU

Land der Hämmer 4.0

Innovatives aus Oberösterreich - Gute digitale Aussichten

Oberösterreich ist eine der forschungsstärksten Regionen Europas. Neben einer starken Industrie, der Corona nicht viel anhaben konnte, ist die Region ein Innovation Leader in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, Robotik, Digitalisierung, Medizintechnik, Wasserstofftechnologie, Umwelttechnik oder im 3D-Leichtmetall-Druck.

von: Von Alfred Bankhamer

In Linz beginnt`s! Lange war Oberösterreichs Hauptstadt nur als Industriestadt bekannt. Heute ist die „Stahlstadt“ ein Ort der Innovation mit renommierten Hochschulen, Forschungseinrichtungen und zahlreichen Start-ups. Ermöglicht hat das zum einen Teil natürlich die gute alte Industrie, die wie etwa die Voestalpine sich in speziellen Bereichen zur Weltspitze hochgearbeitet hat. Linz hat jedenfalls seinen einstigen Ruf als „schmutzige Industriestaat“ dank kräftiger Investitionen in umweltfreundliche Produktionstechnologien längst überwunden. Die Stahlindustrie und der Maschinenbau sind dabei im Land geblieben und wurden auf höchstes technologisches Niveau gebracht. Zugleich wurde massiv auf Zukunftstechnologien wie IT und KI gesetzt. So verwundert es eigentlich wenig, dass man jüngst Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, in der Linzer Innenstadt beim Gassigehen mit seinem Roboter-Hund Spot treffen konnte. Spot ist eine vierbeinige Hightech-Maschine von Boston Dynamics mit täuschend ähnlichen Bewegungen eines Hundes. Der Zweck dieses Experiments, frei an Grünther Brus „Wiener Spaziergang“ angelehnt, war die Reaktionen der Passant*innen auszutesten und einen Diskurs über eine menschenzentrierte Technikzukunft auszulösen. Die große Frage ist: Welche Roboter wollen wir künftig an unserer Seite haben? „Bis dato kommen die meisten Menschen im Alltag mit Robotern nur in Form von Staubsaugern oder Science-Fiction-Figuren in Berührung. Kein Wunder also, dass die Neugierde der Linzer*innen beim Anblick von Spot sehr groß war. Die spontanen Reaktionen schwankten zwischen Faszination und ein bisschen Gruseln. „Dass uns das scheinbar Lebendige in der Maschine unheimlich werden kann, kennen wir aus der Forschung zu menschenähnlichen Robotern“, kommentierte Martina Mara, Professorin für Roboterpsychologie an der JKU, die Reaktionen. Eines sei jedenfalls schon absehbar: Roboter werden in den nächsten Jahren immer häufiger – ob im Alltag oder in Produktionshallen – auftreten.


Linz Institute of Technology

Das wahre Zuhause des Roboterhundes Spot ist das mittlerweile international sehr beachtete, erst 2016 gegründete Linz Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität. Damit bekamen die vorhandenen Ingenieurswissenschaften ein gesamtuniversitäres Institut, an dem Forscher*innen unterschiedlicher Fachbereiche wie AI, Cyber-Physical Systems, Robopsychology, Soft Materials, Medical Engineering, Secure and Correct Systems, Future Energy oder Law sich auf dem Gebiet der Technologie interdisziplinär vernetzen können. Die JKU ist selbst erst eine sehr junge Universität, die ihre Gründung 1975 aus den bestehenden Hochschulen erfuhr. Dafür konnte Linzer Uni rasch mit innovativen Lehrgängen punkten. So startete 1990 das weltweit erste reine Mechatronikstudium und 1987 wurde das Forschungsinstitut für Symbolisches Rechnen (RISC) gegründet, das 1989 ins Schloss Hagenberg gezogen ist und damit den Nukelus für den renommierten Softwarepark Hagenberg gebildet hat. Heute sind hier zahlreiche weitere Forschungsinstitute, die Fachhochschule Oberösterrich sowie Unternehmen und Start-ups angsiedelt. Etwa auch das COMET-Kompetenzzentrum SCCH, das Spitzenforschung im Bereich der Data & Software Sience zu den Themen KI und Digitalisierung betreibt. 

Doch zurück zum Roboterhund Spot. Er hat sich längst als „Haustier“ am LIT Open Innovation Center am Campus der JKU einen Namen gemacht und gehört dem Linzer Start-up qapture, das den High-tech-Roboter dazu nutzt, Assets der analogen in die digitale Welt zu transferieren. Insbesondere Produktionsanlagen und Fabriken sollen mit dem beweglichen Roboterhund erfasst werden, um so die bauliche Beschaffenheit sowie auch Maschinendaten, Wartungsintervalle oder Verträge im Vorbeilaufen zu erfassen. Damit soll letztlich ein vollständiger digitaler Zwilling eines Betriebs geschaffen werden. Spot ist übrigens einer der ersten autonomen Roboter, der etwa zur Inspektion von gefährlichem oder unzugänglichem Terrain, zur Datenerfassung und zum Transport von Lasten in der Industrie eingesetzt wird.
 

Von der Industrie zur Digitalisierung

Das Industrieland Oberösterreich hat es in vielen Bereichen dank Forschung und Innovation zur Spitze gebracht. Die Hauptstadt Linz hat ist eine sehrlebenswerte Universitätsstadt, die kulturelle Highlights wie die Ars Electronica bieten kann. Und sie ist ein Hotspot in den Bereichen Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Elektronik. Die JKU konnte rechtzeitig sehr renommierte Forscher*‘innen wie etwa Sepp Hochreiter gewinnen, einem KI-Pionier, der den künstlichen neuronalen Netzwerken mittels der KI-Methode Long Short-Term Memory ein Gedächtnis verpasst und am LIT das AIT Lab aufgebaut hat. Nicht weit vom Linzer Campus der JKU ist der ebenfalls sehr renommierte Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich angesiedelt, der unter anderem das „Interdisciplinary Center of Excellence“ beheimatet, welches die Bereiche Industrielle Produktionsprozesse, Energie, Gesundheit und alternde Gesellschaft, Lebensmittel und Ernährung sowie Mobilität und Logistik vereint.
 

IT-Hochburg

Der traditionsreiche Industriestandort Oberösterreich beheimatet ebenfalls einige, hochinnovative IT-Unternehmen wie etwa Mindbreeze ein international führender Anbieter von Appliances und Cloud-Services für Enterprise Search, angewandte künstliche Intelligenz und Wissensmanagement. Das in Linz gegründete Unternehmen ist einer der Pioniere im Bereich Enterprise Search und betreut mit seiner KI-basierten Insight Engine nun mehr als 2.000 der größten Unternehmen weltweit wie etwa Lufthansa oder Daimler, damit diese ihre Informationen effizienter sowie intelligenter verwalten können. Mindbreeze ist ein Tochterunternehmen der Linzer Fabasoft AG, die wiederum ein Pionier im Bereich Cloudcomputing und E-Government.

Eine internationale Erfolgsstory legte auch das Linzer Softwarunternehmen Dynatrace hin, das 2005 gegründet wurde und heute Weltmarktführer im Bereich Software-Intelligence ist. Mit rund 2.800 Angestellten, davon rund 700 in Österreich, wird weltweit mehr als 2.600 Kunden bei der Optimierung ihrer Software geholfen. Im Geschäftsjahr 2020 betrug der Umsatz 545,8 Millionen US-Dollar. Dynatrace erkennt mittels Künstlicher Intelligenz auftretende Probleme in Software oder IT-Infrastrukturen in Echtzeit und kann automatische Heilungsprozesse anstoßen. Seit 2019 notiert Dynatrace in New York an der Börse und hat nun den Unternehmenssitz in Massachusetts. Das technologische und kreative Softwareentwicklungszentrum ist aber im globalen R&D Headquarter in Linz.

Im April 2021 gründete Dynatrace zudem direkt am Uni Campus in Linz ein Co-Innovation Lab am LIT der JKU, um anwendungsorientierte Grundlagenforschung im Bereich Software Intelligence voranzutreiben. Immer raschere Innovationszyklen in der IT erfordern reichlich Forschung, um die ausufernde Datenflut und Komplexität in der IT beherrschbar zu machen. „Wir haben ein Team von rund 1.000 Entwicklern, die dafür sorgen, dass unser Produkt das beste am Markt ist und diesen Vorsprung kontinuierlich ausbaut“, erklärt Alois Reitbauer, Leiter der Forschungseinheit Dyna-trace Research, „wir können es uns nicht leisten, Geistesblitze zu übersehen, die möglicherweise einen Innovationsschub oder gar eine Disruption auslösen.“ Vertieft wird die Kooperation durch universitäre Lehrtätigkeiten von Dynatrace-Experten und zwei Post-Doc-Stellen. Gestartet wird mit den Forschungsschwerpunkten Distributed Data Systems, Realtime Analytics, Data Science und Cloud Native Security, wozu eine verstärkte Kooperation mit akademischen Forscher*innen gesucht wird. „Diese Forschung ist deshalb notwendig, weil wir wissen, dass schon in wenigen Jahren mit den aktuellen Instrumenten und Methoden die exponentiell anwachsenden Datenmengen nicht mehr zu beherrschen sein werden“, so Reitbauer. So seien heute schon IT-Architektur mit  hunderttausenden Servern durchaus üblich und die Datenmengen könnten sich binnen weniger Jahre um den Faktor 100.000 oder gar um eine Million erhöhen. Deshalb ist das zentrale Forschungsthema am neuen Co-Innovation Lab am Linz Institute of Technology ein Weg aus der Komplexität und den wachsenden Datenmengen.
 

Kompetenzzentrum für Radarchips

Nicht nur im Bereich Software, sondern auch Hardware kann Oberösterreich einiges bieten. So hat beispielsweise Infineon Austria erst Ende April ein neues, zentrales Forschungsgebäude in Linz mit 400 Arbeitsplätzen eröffnet. In Linz befindet sich nämlich das globale Kompetenzzentrum für Hochfrequenztechnologien des Infineon-Konzerns, der mit 250 Millionen verkauften 77-GHz-Radarchips Technologie- und Weltmarktführer in diesem Gebiet ist. Entstanden ist diese Erfolgsgeschichte aus dem JKU Spin-off DICE im Jahr 1999. Gestartet haben hier einst sechs Leute, inzwischen sind es 180 Beschäftigte aus 28 Nationen geworden und es sollen noch deutlich mehr werden. Diese hoch integrierten Sensoren aus Linz werden weltweit etwa für Fahrerassistenzsysteme, Abstandswarnsysteme, automatisierte Fahrzeuge, aber auch in Smartphones oder Navigationsgeräte – hier dienen sie für einen besseren Empfang –genutzt. Statistisch gesehen nutzen heute zwei von drei Autos die 77-GHz- Radarsysteme von Infineon. Weiters dienen sie als energieeffiziente Empfangsantennen-Module  für den ultraschnellen 5G-Empfang und das „Internet der Dinge“.  Infineon hat sich im Jahr 2000 an dem einstigen JKU-Spin-off beteiligt und schließlich im Jahr 2019 ganz übernommen. Heute werden zahlreiche Forschungsprojekte mit Unternehmen wie die Voestalpine oder Forschungseinrichtungen wie den Silicon Austria Labs und natürlich der JKU betrieben. Da geht es unter anderem auch darum, Schuhe mit Radarchips für sehbehinderte Menschen auszustatten. 
 

Land der Automatisierer

Ein besonders wichtiger Partner für die Industrie ist die schon im Jahr  1979 gegründete B&R Industrial Automation GmbH in Eggeslberg, die schon Jahrzehnte lang für Innovationen im Bereich Automatisierung sorgt und mit rund 3.000 Mitarbeiter*innen (vor der Übernahme durch ABB im Jahr 2017) 585 Mio. Euro Umsatz erzielt hatte. Der Bereich soll nun deutlich ausgebaut werden. 

Deutlich jünger ist die 2008 gegründete, auf intelligente Gebäudeautomation spezialisierte Loxone Gruppe aus Kollerschlag. Heute zählt sie mit 350 Mitarbeiter*innen zu den Vorreitern bei der einfachen Steuerung und intelligenten Automatisierung von Projekten aller Art. Dieser Sektor boomt schon seit Jahren. Deshalb erfolgte im Herbst 2020 der Spatenstich für den Loxone Campus, der ein „Epizentrum für intelligente Gebäudautomation“ werden soll und neben Lager- und Logistikzentrum Büroflächen für ca. weitere 300 Arbeitsplätze schaffen wird. 

Eines zeigt sich im hochinnovativen Industrieland Oberösterreich jedenfalls: die Corona-Krise konnten die meisten innovativen Industriebetriebe sehr gut meistern.


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