Das Europäische Forum Alpbach beschäftigt sich seit 1945, gleich nach dem Ende einer der größten menschlichen Katastrophen, mit brennenden Fragen der Menschheit. Heuer lautete das große Thema „Fundamentals“. Denn die Fundamente unserer Gesellschaft wurden durch die Corona-Krise massiv ins Wanken gebracht. Allen ist klar, dass wir für die nächsten Krisen – ob medizinisch, ökonomisch oder durch den Klimawandel verursacht – besser gerüstet sein müssen. Das aktuelle gesellschaftliche System muss krisenresistenter werden und es bedarf fundamentaler Veränderungen und Innovationen auf regionaler wie globaler Ebene. Wie kann aber, um in der Sprache des digitalen Zeitalters zu bleiben, die noch smartere Innovation 5.0 aussehen?
Eine erste Lehre aus der Corona-Krise in Alpbach: Die Bewältigung globaler Krisen benötige vor allem mehr internationale Zusammenarbeit, die zwar teils – etwa bei der Analyse des Virus – schon recht gut funktioniert habe. In vielen anderen Bereichen gab es aber einen Rückfall in Nationalismen, um sich etwa Schutzmasken oder weitere medizinische Güter und Geräte zu sichern. Für globale Krisen sind wir offensichtlich noch nicht gerüstet. Viele Organisationen wie die UNO oder Ärzte ohne Grenzen beklagen, dass schon bislang die globale Verteilung von wichtigen Medikamenten und Impfstoffen schlecht funktioniert habe und zu wenig in die Erforschung für Impfstoffe für die „Krankheiten der Armen“ wie TBC oder Malaria investiert werde. TBC war mit rund zehn Millionen Neuinfektionen und 1,5 Millionen Todesfällen pro Jahr bislang die weltweit tödlichste Infektionskrankheit.
Internationale Forschungsteams haben jedenfalls schon Modelle für eine gerechte, globale und epidemiologisch sinnvolle Verteilung für den Covid-19 Impfstoff entwickelt, die besonders betroffene Regionen als erstes versorgen will. Ob die Impfstoffversorgung unabhängig vom sozialen Status der Staaten funktionieren werde, darf bezweifelt werden. Trotzdem kann eine weltweite Pandemie samt ihren Krisen in einer globalisierten Ökonomie nur weltweit bekämpft werden.
Mehr Geld für Forschung
Für den nachhaltig und zukunftsträchtig geplanten Wiederaufbau nach Covid-19 bedarf es vor allem auch Innovation. Deshalb versprachen Umweltministerin Leonore Gewessler, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann auf den Alpbacher Technologiegesprächen beim traditionellen FTI-Talk, gemeinsam für mehr Geld für die Forschungsfinanzierung zu kämpfen. Über die finanzielle Ausstattung des viel gelobten neuen Forschungsfinanzierungsgesetz wird erst im FTI-Pakt irgendwann im Herbst verhandelt werden. „Die Idee ist hier klar“, so Faßmann, „die Politik diskutiert und berät über strategische Ziele. Aber dann zieht sie sich aus dem operativen Geschäft zurück“. Forscher*innen sollen ohne ständigen Budgetverhandlungen und Druck aus den Ministerien ihre Innovationen vorantreiben. Weiters wünschte sich Ministerin Schramböck einen verstärkten Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Denn erst innovative Produkte und Dienstleistungen könnten den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa stärken.