"Horizon 2020", das neue EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, startet mit Jahresbeginn 2014. Für den Zeitraum von 2014 bis 2020 stehen für Forschungs- und Innovationsförderung nun 80 Mrd. Euro zur Verfügung. Damit soll auch die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU gestärkt werden. Bis 2015 werden 15 Mrd. Euro zur Verteilung kommen.
"Horizon 2020 soll die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken, zu Wachstum und Beschäftigung beitragen und Europa in der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen stärken", heißt es in einer Aussendung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Mit 79,4 Mrd. Euro steht ein um knapp 50 Prozent höheres Budget zur Verfügung als 7. Rahmenforschungsprogramm, das jetzt zu Ende geht.
In dem neuen EU-Programm "Horizon 2020" sind aber auch Teile anderer, bis jetzt einzeln dotierter Förderungen enthalten. Darunter befinden sich etwas das "Competitiveness and Innovation Programme" oder das "European Institute for Innovation and Technology" (EIT). Damit kommt das Ziel von Horizon 2020 zum Ausdruck, Förderungen entlang der gesamten Innovationskette - von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung von Produkten - zu ermöglichen.
Das neue Programm ist strukturell auf drei Säulen aufgebaut. Für den Bereich "Gesellschaftliche Herausforderungen" stehen 29,7 Mrd. Euro zur Verfügung. Die Säule "Exzellente Wissenschaft" ist mit 24,4 Mrd. Euro, der Bereich "Führende Rolle der Industrie" mit 17 Mrd. Euro dotiert. Weitere Fördermittel werden zudem für Querschnittsmaterienthemen angeboten. Dazu gehören etwa die Förderung von Initiativen, die zu einer Steigerung der Teilnahme von bisher weniger beteiligten Mitgliedsstaaten führen sollen (816 Mio. Euro), aber auch Mittel zur Förderung der Kommunikation von Wissenschaft in der Gesellschaft (462 Mio. Euro) und das EIT (2,7 Mrd. Euro). Für das "Euratom"-Programm, dass in das neue Rahmenprogramm wieder integriert wurde, stehen 2,4 Mrd. Euro zur Verfügung.
Höchstdotierter Teil in der Säule "Exzellente Wissenschaft", die insgesamt die wissenschaftliche Basis und Pionierforschung in Europa stärken soll, ist der Europäische Forschungsrat (ERC). Ihm stehen zur Vergabe von Förderpreisen an GrundlagenforscherInnen 13,1 Mrd. Euro zu Verfügung. Zur Förderung von Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten (Marie-Sklodowska-Curie-Maßnahmen) sind 6,1 Mrd. Euro vorgesehen, europäische Forschungsinfrastrukturen werden mit 2,5 Mrd. Euro gefördert.
Die größten Fördertöpfe in der Säule "Führende Rolle der Industrie", die die Innovationsleistungen von Unternehmen stärken soll, sind mit 13,6 Mrd. Euro für den Bereich "grundlegende und industrielle Technologien" vorgesehen. Darin ist auch die Förderung von Schlüsseltechnlogien, wie etwa Informations- und Kommunikationstechnologie, Nano- und Biotechnologien, inkludiert. Gefördert wird auch der Zugang zu Risikokapital (2,8 Mrd. Euro) sowie Innovationsmaßnahmen für kleinere und mittlere Unternehmen (620 Mio. Euro).
Im Bereich der Säule "Gesellschaftliche Herausforderungen, stehen mit insgesamt 29,7 Mrd. Euro die meisten Mittel zur Verfügung. Konkret genannt werden sieben Themenbereiche: Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, sichere und saubere Energie, ökologischer Verkehr, Europa in einer sich verändernden Welt, Klimaschutz und sichere Gesellschaft.
Die EU betont, dass das neue Forschungsförderungsprogramm Verwaltungsvereinfachungen haben wird. Unter anderem wurde ein einheitliches Regelwerk für alle Fördermaßnahmen erarbeitet. Zudem gibt es eine einheitliche Förderrate für alle Teilnehmer. Verkürzt werden soll auch die Wartezeit. Förderverträge werden in Zukunft nach maximal acht Monaten ausgestellt. Bisher musste man bis zu ein Jahr lang warten.
Interessantes Detail: Obwohl die österreichische Forschungslandschaft vom jetzt auslaufenden 7. Rahmenprogramm massiv profitierte - insgesamt gingen mit 949 Mio. Euro ungefähr 120 Prozent der eingezahlten Mittel an österreichische ForscherInnen und UnternehmerInnen - hat Österreich "Horizon 2020" auf EU-Ebene nicht zugestimmt. Der Grund: Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) hat wie schon in den EU-Forschungsprogrammen zuvor, gemeinsam mit anderen Staaten einen Vorbehalt gegen humane embryonale Stammzellenforschung eingegebracht. Bei der Abstimmung über das Gesamtprogramm hat sich Österreich der Stimme enthalten.