2050, so steht es auf der Homepage der voestalpine, soll die Stahlproduktion CO2-neutral sein. Damit wird auch jene Branche, die derzeit mit jährlich rund 15 Prozent des CO2-Ausstoßes Österreichs verantwortlich ist, ihren Transformationsprozess abgeschlossen haben und klimaneutral produzieren. Bis dahin sind freilich noch eine Reihe von Einzelschritten zu erledigen. Im März 2023 hat der Aufsichtsrat des Stahlkonzerns aber bereits grünes Licht für ein 1,5 Milliarden schweres Investitionsprogramm gegeben, um „greentec steel“, wie der Transformations- prozess genannt wird, zu konkretisieren.
Zwei der fünf Hochöfen werden bis 2027 außer Betrieb gehen und durch Elektrolichtbogenöfen ersetzt. Sie können mit grünem Strom betrieben werden (eine UVP für eine 220-KV-Leitung ist abgeschossen) und in Zukunft Stahl aus Eisenschwamm und Schrott herstellen. Eisenschwamm ist dabei das poröse Produkt eines Prozesses, bei dem die Reduktion von Eisenoxiden zu Eisen auch mit grünem Wasserstoff klimaneutral erfolgen könnte. Gelingt es noch dazu, den unbedingt prozessnotwendigen Kohlenstoff für die Stahlproduktion im Kreislauf zu halten – etwa mit Carbon Capture & Utilisation (CCU)-Verfahren –, dann ist die „greentec Steel“-Vision perfekt. Grüner Stahl kann damit tatsächlich klimaneutral hergestellt werden.
Noch nicht alles grün
Bei der Umsetzung des „Green Deals“ in der Stahlproduktion gibt es freilich noch eine Reihe von Haken und Ösen. Abgesehen von derzeit noch offenen Fragen, wie etwa grüne Energie in der Größenordnung des halben österreichischen Gesamtstrombedarfes für die dekarbonisierte Stahlproduktion bereitgestellt werden soll und wie hoch die staatliche Förderquote für den Transformationsprozess des Stahlkonzernes ausfallen wird, könnte auch die grüne Stahlqualität zu einem Problem werden. Denn bei grünem Stahl wird Alteisen-Schrott eine wichtige Rolle spielen. Dessen Qualität lässt aber manchmal zu wünschen übrig.
In Stahlschrott aus alten Waschmaschinen, Industrieabfällen aller Art oder Altautos von Autofriedhöfen finden sich bunt durcheinandergewürfelt und (oft) wenig sortiert Beimengungen von Kupfer, Molybdän, Chrom, Zinn, Nickel oder auch Arsen. Diese Begleitelemente gelten in der Metallurgie bereits in kleinsten Mengen als potenziell schädliche Elemente („tramp elements“), die Stahl verspröden lassen. Wird etwa ein Elektroauto beim Recycling nicht ordentlich zerlegt, können in den Stahlschrott vermehrt Kupferleitungen aus dem Elektroantrieb gelangen. „Kupfer lässt Stahl beim Walzen aber rissig werden“, erklärt Ronald Schnitzer, der Leiter des neuen Christian Doppler Labors für „Knowledgebased Design of Advanced Steels“ in Leoben. Die Crux dabei: Im Schmelzprozess lassen sich Begleitelemente aus dem Schrott oft nur schwer bis gar nicht aus dem Stahl entfernen.