Ob weibliche oder männliche Mitarbeitende – das sollte gar kein Thema sein, weil die persönlichen Fähigkeiten geschlechterunabhängig und Zuordnungen aus traditionellen, Frauen bzw. Männern zugeordneten Rollenbildern entstanden sind. Diese gilt es auszuräumen, was aber gerade in technisch, naturwissenschaftlich orientierten Arbeitsfeldern besonders schwierig ist. Hier besteht ja vielfach schon von vornherein die Hürde, Mädchen und junge Frauen dafür zu begeistern und sie zu motivieren, diesen beruflichen Weg einzuschlagen. Tun sie dies doch, dann haben sie es oft noch sehr schwer, sich durchzusetzen. Das gilt natürlich auch vice versa in weiblich dominierten Berufssparten.
Mit Vorurteilen aufzuräumen, ist ein langer Prozess, der noch längst nicht abgeschlossen ist. Wir haben eine Frau zum Gespräch getroffen, die sich für die Technik als Traumberuf entschieden hat und aus ihrer ganz persönlichen Sicht berichtet, wie es ihr und anderen Frauen damit geht: Dr. Elaheh Momeni, Mitbegründerin und CTO des KI-Unternehmens eMentalist.AI sowie leitende Dozentin und Forscherin an der Fakultät für Infor-matik der Fachhochschule Technikum Wien.
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Austria Innovativ: Warum ist es aus Ihrer Sicht für alle Seiten lohnend, Frauen in traditionell Männern zugeordneten Berufssparten zu beschäftigen?
Dr. Elaheh Momeni: Ich denke, dass speziell Frauen Aufgaben gut priorisieren und Zusammenhänge gut erkennen können – dies auch bedingt durch eine sensiblere Wahrnehmung. Das hilft, weiche Faktoren mit logischem Denken zu kombinieren, um Pro-bleme auf eine innovativere und effektivere Weise zu lösen. Durch die Zusammenarbeit von Männern und Frauen werden zusätzlich veraltete Geschlechterrollen aufgebrochen. Durch die Vielfalt an Ideen und Ansätzen profitieren Unternehmen von einer dynamischeren und innovativeren Arbeitsumgebung. Ich denke aber, dass im Umkehrschluss auch Ähnliches für traditionelle Frauenberufe erreicht werden kann.
Was hat sich für Frauen in traditionellen Männer-domänen bereits verändert? Und wo gibt es Ihrer Meinung nach besonders hohen Aufholbedarf?
In vielen Branchen haben Frauen mittlerweile Zugang zu technischen und leitenden Positionen, was ein großer Fortschritt ist. Jedoch gibt es nach wie vor eine Unterrepräsenta-tion von Frauen in Spitzenpositionen und bei den Gehältern. Besonders in Bezug auf Mentoring und Netzwerke besteht noch erheblicher Aufholbedarf, um Frauen gezielt zu fördern und zu unterstützen.
Was waren im Laufe Ihrer Karriere die größten Herausforderungen für Sie persönlich?
Eine große Herausforderung war und ist es, die beruflichen Ambitionen mit der Familie zu verbinden. Die Anforderung, in kürzester Zeit von einer Rolle in die andere zu schlüpfen, ist manchmal nicht einfach, aber täglich erforderlich.
Worin sehen Sie insbesondere in technischen Bereichen die „Stolpersteine“ für Frauen und wie können Frauen diesen erfolgreich begegnen?
Wesentliche Stolpersteine sind anhaltende Gender-Bias und Stereo-typen, die dazu führen, dass Frauen in technischen Berufen oft unterschätzt werden. Frauen können diesen entgegnen, indem sie beispielsweise Netzwerke und Mentoring-Programme stärker nutzen, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu fördern. Leider funktionieren Seilschaften unter Männern immer noch besser als unter Frauen. Das Wesentlichste ist aber, sich die eigenen Stärken immer wieder bewusst zu machen und seine eigene Meinung auch selbstbewusst mitzuteilen bzw. zu vertreten.
Welche Rolle spielen die Fähigkeiten von Frauen bzw. gemischte Teams gerade im Bereich Innovation?
In gemischten Teams entstehen unterschiedliche Perspektiven und Lösungsansätze, was die Innovationskraft in Unternehmen erheblich steigert. Frauen tendieren dazu, kollaborativer zu arbeiten und empathischere Ansätze zu verfolgen. Das wirkt sich positiv auf das Teamklima aus. Diese Fähigkeiten sind besonders im Bereich der Innovation wertvoll, da sie die Kreativität fördern und die Entwicklung nutzerzentrierter Lösungen unterstützen.