Jedes Jahr im Winter veranstaltet der norwegische Touringclub „NAF“ einen interessanten Test: Er nimmt sich die gängigsten Elektroautos Norwegens, zirka 25 bis 30 an der Zahl, und fährt mit ihnen auf einer genau definierten Teststrecke von Oslo in Richtung Norden. Die Außentemperaturen bewegen sich von null bis minus 20 Grad Celsius und die Crews fahren unter Alltagsbedingungen so lange mit den Elektroautos, bis diese auf der Teststrecke hängen bleiben, einfach, weil die Batterie leer geworden ist.
Dann notiert sich die Testcrew den Kilometerstand und vergleicht die gefahrene Strecke mit der Reichweite nach Werksangaben: Die Ergebnisse der Tests ähneln sich jährlich, auch wenn nicht immer dieselben Modelle getestet werden: Im Durchschnitt schwächeln die Batterien der Elektroautos, die in der Kälte nicht nur den Motor antreiben, sondern auch den Fahrgastinnenraum heizen müssen, weit früher als vom Werk angegeben. Je nach Typ betragen die Reichweitenverluste zwischen zehn und 35 Prozent.
Reichweitenverlust bei Kälte
Zwar gibt es Möglichkeiten, um Batterien technisch vor Kälte zu schützen, aber längst nicht alle Fahrzeughersteller haben dafür alle nötigen Vorkehrungen getroffen. Jede Batterie-heizung zwackt zudem die dafür nötige Energie von ihrem Speicher ab. Und ja, man könnte auch die Heizung abdrehen, ein zweiter Pullover tät es ja auch. Aber auch das ist nicht jedermanns Sache. Ärgerliches Randdetail: Kommuniziert wird der potenzielle Reichweitenverlust bei Kälte, der bis zu 30 Prozent und mehr betragen kann, von den Herstellern selten bis gar nicht.
Das Heiz- und Reichweitenpro-blem bei niederen Temperaturen ließe sich für Elektrofahrzeuge aber lösen – zumindest teilweise. Das ist die Ansage des neuen, mit fünf Millionen Euro geförderten EU-Forschungsprojektes „Minded“, an dem elf Forschungspartner aus fünf Nationen teilnehmen und dessen Lead das Austrian Institute of Technology (AIT) übernommen hat. „Wir wollen zeigen, dass wir mit innovativer Technik die Reichweite eines Elek-tromobils bei genau null Grad Celsius um 20 Prozent steigern können“, sagt Thomas Bäuml, der am AIT das Projekt leitet.