AI: Sie leiten seit Mai 2022 als Staatssekretär im BMF auch den neuen Bereich Digitalisierung und Telekommunikation. Was waren Ihre ersten Erfahrungen bei dieser neuen Aufgabe?
Florian Tursky: Für die Digitalisierung zuständig zu sein, ist für mich eine spannende Aufgabe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Digitalisierung nicht bei allen Menschen positive Assoziationen auslöst. Mein Ziel ist es daher, den Menschen in Österreich die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung aufzuzeigen und sie bei der Reise in die Zukunft mitzunehmen. Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit durfte ich tolle österreichische Unternehmen kennenlernen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Österreich wesentlich besser in der Digitalisierung ist, als viele denken.
AI: Eine Erfolgsgeschichte in der österreichischen Verwaltung hatte das BMF schon zuvor mit FinanzOnline gemacht. Wie sehen Sie die bisherige Entwicklung in Österreich im Bereich E-Government?
Tursky: Österreich ist und war im E-Government immer schon Vorreiter. Beispielsweise wurden bereits 2003 rund 250 Mio. Erklärungen und Anträge bei FinanzOnline eingebracht. Erst letztes Jahr im Oktober haben wir den digitalen Führerschein gestartet, der erste digitale Ausweis Österreichs und sind damit gleichzeitig Vorzeigeland für unsere EU-Mitgliedsstaaten. Der digitale Führerschein wurde alleine in den ersten drei Monaten über 200.000-mal aktiviert, was zeigt, dass die digitale Verwaltung auch von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird. Klar ist auch, bei der Digitalisierung gibt es immer ein „besser, höher, schneller“, daher ist es mein Anspruch, bis 2024 fast alle Behördenwege auch digital anzubieten.
AI: Das Projekt „ID Austria“, das das BMF gemeinsam mit BMI durchführt, wurde im Herbst 2022 in Berlin beim 21. eGovernment-Wettbewerb als „Bestes Projekt zum Einsatz innovativer Technologien und In-frastrukturen 2022“ ausgezeichnet. Wie hat sich das Projekt weiterentwickelt?
Tursky: Die „ID Austria“ ist unser Schlüssel für zahlreiche E-Government-Anwendungen und hat vergangenes Jahr die bisherige Handy-Signatur abgelöst. An unserer Lösung haben bereits Kanada, die Niederlande und Deutschland Interesse bekundet, mit allen Ländern sind wir im regen Austausch. Auch hier zeigt sich, dass wir sehr gut unterwegs sind, denn eine Lösung wie wir sie haben, ist in Deutschland so nicht umsetzbar, da sie hinsichtlich der Datenverfügbarkeit vor großen Herausforderungen stehen.