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„An verfügbares Wissen andocken“

© Foto: CDG/Johannes Brunnbauer
Reinhart Kögerler: „Wir müssen stärker output-orientiert denken und handeln. Und auch gemeinsam darüber nachdenken, wie man den Output bemisst.“
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Prof. Reinhart Kögerler, Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, sieht in Österreichs Forschungssystem – bei allen Standortstärken – einiges an Verbesserungspotenzial. Sorge bereitet ihm die Gefahr politischer Fehlinterpretationen durch unzulängliche Analysen wie den OECD-Bericht, den er in manchen Bereichen für ungenau und schlampig hält.

von: Harald Hornacek

Austria Innovativ: Die Bundesregierung ist mit ehrgeizigen Projekten im Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung an den Start gegangen. Wie geht es aus Ihrer Sicht dem Forschungsstandort Österreich?
Reinhard Kögerler: Im Prinzip gut. Wir sollten stolz auf das sein, was wir in vielen Bereichen erreicht haben und entsprechend selbstbewusst auftreten. Was nicht heißt, dass es nicht genügend Verbesserungspotenzial gäbe. Bis Jahresende soll ja die neue FTI-Strategie der Bundesregierung stehen. Daraus soll eine tragfähige und langfristige Basis entstehen, wie wir den Herausforderungen der Zukunft aktiv begegnen können.

AI: Eine wichtige Quelle dazu könnte der OECD-Bericht über das Forschungs- und Innovationssystem in Österreich sein, dem Sie allerdings skeptisch gegenüberstehen. Warum eigentlich?
RK: Weil hier wesentliche Aspekte vermischt, ausgeblendet und teilweise auch falsch interpretiert werden! Der Report enthält eine Reihe von positiven, aber auch eine Menge von aus meiner Sicht potenziell gefährlichen Aspekten. Daher muss man darauf hinweisen und Sorge tragen, dass keine politischen Fehlinterpretationen daraus abgeleitet werden. Wenn wir uns auf marktbezogene Forschung und Entwicklung als System, das Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung umfasst, konzentrieren, so muss man klar sagen, dass der OECD-Report in manchen Bereichen schlampig bzw. ungenau ist.  

AI: Was meinen Sie damit konkret?
RK: Es wird viel zu wenig unterschieden, welche Typen von Forschung es für unterschiedliche Anforderungen gibt und wie sie jeweils gefördert werden können. Hier wird zu viel Verschiedenes in einen Topf gemischt. Wir haben in Österreich – wie in vielen anderen Industrieländern – drei Forschungs-Typen: Die Grundlagenforschung, die angewandte Forschung und Entwicklung und die anwendungsorientierte Grundlagenforschung.
Die Grundlagenforschung, die zum größten Teil in den Universitäten geschieht, wird vom FWF sehr gut – wenn auch nicht ausreichend – gefördert. Die angewandte Forschung und Entwicklung wird durch Institute wie das AIT Austrian Institute of Technology oder durch verschiedene FFG-Programme – insbesondere die Basisprogramme – gut abgedeckt. Kritischer Einwand: Die FFG wird derzeit aus meiner Sicht immer mehr mit Themen betraut, die eigentlich nicht die ihren sind. Die Breitbandförderung oder die Digitalisierungsoffensive sind aus meiner Sicht besser in den zuständigen Ministerien aufgehoben.
Und wenn wir vom dritten Typus, der anwendungsorientierten Grundlagenforschung sprechen, meine ich damit die Christian Doppler Labore, einige LBG-Institute und einzelne (wenige) COMET-Zentren. Die Bedeutung dieser Art von Forschung, insbesondere für Unternehmen, die sich im internationalen Wettbewerb befinden, wird immer deutlicher.
Nun ist im OECD-Bericht zu lesen, dass es in Österreich 250 Forschungseinrichtungen gibt! Wo sollen die bitte sein, und welche von diesen haben wirklich Relevanz in der Weiterentwicklung des Forschungssystems und des Wirtschaftsstandortes? Da werden kleinste medizinische Institute genannt, die für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbare Aufgaben erfüllen und bei denen selbst Insider kaum wissen, wie die Finanzierung gegeben ist bzw. ob die öffentliche Hand hier überhaupt Zuwendungen leistet. Oder nehmen wir die Laura Bassi Centers, die sich ja bereits im Auslaufen befinden, aber im OECD-Bericht noch angeführt werden. Darüber hinaus wird auch nicht unterschieden zwischen Einrichtungen, die auf Dauer und solche, die befristet bestellt sind; oder zwischen gesellschaftsrechtliche eigenständigen und solchen, die in bestehende Strukturen eingegliedert sind.
Wenn nun die Botschaft an die politischen Entscheidungsträger derart ungenau weitergegeben wird, dann entsteht fast automatisch die Frage: Brauchen wir 250 Institute, Centers oder Labs in Österreich? Sollte da nicht Vieles gestrichen oder zusammengelegt werden? Aber so stimmt die Zahl einfach nicht. Das ist für mich das Problem: Aus einer verkürzten politischen Information könnte ein Systembild entstehen, das so nicht existiert und das zu verfehlten politischen Schlüssen führen könnte.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel in der aktuellen Ausgabe 4/2018 auf Seite 26.


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