Tirol ist nicht nur für die schöne Berglandschaft und den Tourismus bekannt, sondern in der Wirtschaft auch für seine sehr erfolgreiche chemische Indus-trie. Auf Einladung des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) konnte Austria Innovativ Einblicke in die Herstellungs- und Innovationsprozesse global agierender Unternehmen wie der Adler-Werk Lackfabrik, BASF Österreich, Coveris Flexibles Austria und Novartis Pharma erlangen.
Hubert Culik, FCIO-Obmann, wies gleich auf die hohe Bedeutung der chemischen Indus-trie in Österreich und Europa hin. „96 Prozent der Produktion in der EU hängen von ihren Vorprodukten ab, besonders auch im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens“, so Culic. In fast allen Wertschöpfungsketten sind Stoffe aus der chemischen Industrie enthalten – wie etwa bei Sonnenkollektoren, Batterien, Windturbinen, Wasserstoff, Gebäudeisolierungen oder auch Pharmazeutika. Zudem ist die chemische Industrie eine wichtige Forschungsgröße. In Österreich gibt es 250 Unternehmen, die mit über 47.000 Beschäftigten einen Umsatz von 18 Mrd. Euro erzielen und jährlich 700 Millionen Euro in F&E investieren. Das sind 18,3 Prozent der gesamten F&E-Ausgaben der österreichischen Industrie.
Wie gelingt die Transformation?
Im Zentrum der Pressereise stand die Frage, wie die Transformation hin zu einer nachhaltigen Produktion gelingen könne. Aktuell beschäftigt die ganze Industrie, die von der Energiekrise und Lieferkettenproblematik massiv betroffen ist, besonders das Thema Resilienz. Der Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Produktion, Recycling und Kreislaufwirtschaft sowie eine möglichst regionale Versorgung sind wichtiger denn je und an sich lang bekannte Rezepte gegen die massiven Abhängigkeiten von fossiler Energie und allzu ferner Zulieferer.
Doch viele Faktoren wie der globale Wettbewerb, Rechtliches und Co. machen die rasche Transformation nicht so einfach. Manche Rohstoffe sind derzeit nur am globalen Markt erhältlich oder der Abbau in Österreich oder Europa einfach zu teuer. So gibt es etwa in Österreich auch Lithium-Vorkommen nahe von Wolfsberg in Kärnten. Und es sind noch viele weitere, ungenutzte Lagerstätten bekannt. Einen neuen Bergabbau in Österreich zu starten, ist aber eine langwierige Angelegenheit – nicht nur wegen den Umweltschutzverfahren und hohen Standards, die den Abbau vergleichsweise teuer machen, sondern etwa auch wegen der nötigen Zustimmung der regionalen Bevölkerung.
Umweltfreundliche Lacke
Ein Musterbetrieb der chemischen Industrie ist unbestritten das Familienunternehmen Adler in Schwaz, Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmittel mit 670 Mitarbeiter*innen, der gerade in der letzten Corona-Zeit dank reger Bau- und Renovierungstätigkeiten starke Geschäftszuwächse verbuchen konnte. Besonders stolz ist Adler auf seine Wasserlackfabrik, eine der modernsten in Europa. Modern, sehr sauber und nachhaltig wirkt auch der ganze Produktionsstandort. Einst wurde das Unternehmen sehr belächelt, als es massiv auf wasserbasierte Lacke gesetzt und in diesem Bereich massiv geforscht hat. Heute ist Adler Markführer in Österreich. Schon zwei Drittel der rund 10.000 Artikel werden auf wasserverdünnbarer Basis hergestellt. Die nachhaltigen Produkte erhielten zahlreiche Auszeichnungen und Zertifizierungen wie beispielsweise das „Österreichische Umweltzeichen“ oder das Nachhaltigkeits-Zertifikat „Cradle to Cradle“. Alle Bereiche werden in Richtung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft entwickelt. Adler ist in der Farben- und Lackbranche auch einer der ersten Betriebe, der sich 100 Prozent klimaneutral nennen darf. Dazu tragen ebenso das komplette Umstellen auf LED-Beleuchtung bei, wie eine umfangreiche Thermosanierung, Klimatisierung durch Tiefbrunnen oder eine PV-Anlage mit 220 MWh/Jahr, die noch erweitert wird.