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©Foto: ADLER / Christoph Ascher, Nachhaltigkeit und strengste Qualitätskontrollen hat dem Lackhersteller Adler geholfen, Marktführer zu werden.

Am Weg zur Nachhaltigkeit

Tiroler Unternehmen wie Adler, BASF Österreich, Coveris und Novartis Pharma zeigten auf einer vom Fachverband der Chemischen Industrie organisierten Pressereise ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

von: Alfred Bankhamer

Tirol ist nicht nur für die schöne Berglandschaft und den Tourismus bekannt, sondern in der Wirtschaft auch für seine sehr erfolgreiche chemische Indus-trie. Auf Einladung des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) konnte Austria Innovativ Einblicke in die Herstellungs- und Innovationsprozesse global agierender Unternehmen wie der Adler-Werk Lackfabrik, BASF Österreich, Coveris Flexibles Austria und Novartis Pharma erlangen.

Hubert Culik, FCIO-Obmann, wies gleich auf die hohe Bedeutung der chemischen Indus-trie in Österreich und Europa hin. „96 Prozent der Produktion in der EU hängen von ihren Vorprodukten ab, besonders auch im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens“, so Culic. In fast allen Wertschöpfungsketten sind Stoffe aus der chemischen Industrie enthalten – wie etwa bei Sonnenkollektoren, Batterien, Windturbinen, Wasserstoff, Gebäudeisolierungen oder auch Pharmazeutika. Zudem ist die chemische Industrie eine wichtige Forschungsgröße. In Österreich gibt es 250 Unternehmen, die mit über 47.000 Beschäftigten einen Umsatz von 18 Mrd. Euro erzielen und jährlich 700 Millionen Euro in F&E investieren. Das sind 18,3 Prozent der gesamten F&E-Ausgaben der österreichischen Industrie.

Wie gelingt die Transformation?
Im Zentrum der Pressereise stand die Frage, wie die Transformation hin zu einer nachhaltigen Produktion gelingen könne. Aktuell beschäftigt die ganze Industrie, die von der Energiekrise und Lieferkettenproblematik massiv betroffen ist, besonders das Thema Resilienz. Der Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Produktion, Recycling und Kreislaufwirtschaft sowie eine möglichst regionale Versorgung sind wichtiger denn je und an sich lang bekannte Rezepte gegen die massiven Abhängigkeiten von fossiler Energie und allzu ferner Zulieferer.

Doch viele Faktoren wie der globale Wettbewerb, Rechtliches und Co. machen die rasche Transformation nicht so einfach. Manche Rohstoffe sind derzeit nur am globalen Markt erhältlich oder der Abbau in Österreich oder Europa einfach zu teuer. So gibt es etwa in Österreich auch Lithium-Vorkommen nahe von Wolfsberg in Kärnten. Und es sind noch viele weitere, ungenutzte Lagerstätten bekannt. Einen neuen Bergabbau in Österreich zu starten, ist aber eine langwierige Angelegenheit – nicht nur wegen den Umweltschutzverfahren und hohen Standards, die den Abbau vergleichsweise teuer machen, sondern etwa auch wegen der nötigen Zustimmung der regionalen Bevölkerung.

Umweltfreundliche Lacke
Ein Musterbetrieb der chemischen Industrie ist unbestritten das Familienunternehmen Adler in Schwaz, Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmittel mit 670 Mitarbeiter*innen, der gerade in der letzten Corona-Zeit dank reger Bau- und Renovierungstätigkeiten starke Geschäftszuwächse verbuchen konnte. Besonders stolz ist Adler auf seine Wasserlackfabrik, eine der modernsten in Europa. Modern, sehr sauber und nachhaltig wirkt auch der ganze Produktionsstandort. Einst wurde das Unternehmen sehr belächelt, als es massiv auf wasserbasierte Lacke gesetzt und in diesem Bereich massiv geforscht hat. Heute ist Adler Markführer in Österreich. Schon zwei Drittel der rund 10.000 Artikel werden auf wasserverdünnbarer Basis hergestellt. Die nachhaltigen Produkte erhielten zahlreiche Auszeichnungen und Zertifizierungen wie beispielsweise das „Österreichische Umweltzeichen“ oder das Nachhaltigkeits-Zertifikat „Cradle to Cradle“. Alle Bereiche werden in Richtung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft entwickelt. Adler ist in der Farben- und Lackbranche auch einer der ersten Betriebe, der sich 100 Prozent klimaneutral nennen darf. Dazu tragen ebenso das komplette Umstellen auf LED-Beleuchtung bei, wie eine umfangreiche Thermosanierung, Klimatisierung durch Tiefbrunnen oder eine PV-Anlage mit 220 MWh/Jahr, die noch erweitert wird.

Fabrik der Zukunft
Heuer wurde das große Erweiterungs- und Modernisierungsprojekt „Fabrik der Zukunft“ gestartet, das etwa eine neue, vollautomatisierte Rohstofflogistik umfasst. In den Hallen fahren schon autonome Transportfahrzeuge und  besonders beeindruckend ist das 25 Menter hohe Hochregallager mit 15.300 Palettenplätzen. Diese ermöglichen eine Reichweite von bis zu sieben Wochen, was besonders in Krisenzeiten wichtig ist.

Auf Recycling setzt Adler schon lange. Abluft und Abwasser werden nun schon vollständig gereinigt, die Lösemittel-Emissionen gingen seit 2016 um 12 Prozent zurück, umweltschonende Lieferwege, vor allem dank Schiene, und ein effizientes Transportkonzept sparen zwölf Tonnen CO2/Jahr ein. Weiters kommen ausschließlich Mehrweggebinde und recyclebare Aluminium- und Kunststoff-Gebinde zum Einsatz. Der Großteil der Rohstoffe stammt aus Europa

Selbstheilende Lacke
Adler investiert pro Jahr über zehn Millionen Euro in F&E und beschäftigt in diesem Bereich 110 Mitarbeiter*innen, um innovative Produkte wie etwa „selbstheilende Lacke“, die hagelbeständig sind, auf den Markt zu bringen. Auf diese ist der F&E-Leiter Matthias Glätzele natürlich besonders stolz. Er lässt auch nicht unerwähnt, dass Adler auch eine Stiftungsprofessur in Innsbruck finanziert. Denn für künftige Innovationen ist besonders auch anwendungsorientierte Grundlagenforschung wichtig.

Vom Standort zum Life Science Park
Danach ging es zum Novartis Kundl/Schaftenau Campus, in den seit kurzem auch BASF kräftig für seine Produktion von Enzymen und anderen biotechnologischen Produkten investiert. Damit soll der Standort zu einem echten Life Science Park weiterentwickelt werden. Der Start der Produktion von BASF, einer der globalen Markführer mit 110.000 Mitarbeitern und 80 Mrd. Euro Umsatz, ist 2024 geplant. Insbesondere Enzyme für Waschmittel sollen laut Harald Pflanzl, Geschäftsführer von BASF Österreich, erzeugt werden. Nachhaltigkeit ist auch beim Chemie-Riesen, der 96 Prozent aller Unternehmen in der EU beliefert, ein wichtiges Thema. „Seit 1990 konnte der CO2-Ausstoß halbiert werden“, so Pflanzl. In Norddeutschland hat der Konzern etwa einen eigenen Windpark in Kooperation mit Vattenfall mit 140 Windkraftanlagen.
Mario Riesner, Geschäftsführer Novartis Campus Kundl/Schaftenau, will noch mehr Unternehmen gewinnen. „Wir verfolgen nun eine neue Strategie, mit der wir unseren Standort öffnen und verwandte Industrien einladen, unsere Infrastruktur zu teilen.“ Es soll ein florierender Tech-Campus werden, in dem auch zahlreiche Start-ups und Studiengänge beheimatet sind. Novartis erzielt in Österreich einen Umsatz von 2,3 Mrd. Euro und rund 5.000 Mitarbeiter*innen an den beiden Standorten in Tirol in Wien. In Tirol sind es allein 4.500 Mitarbeiter*innen. Seit 2015 wurden rund 1,5 Mrd. Euro in Sachanlagenvermögen im Campus Kundl/Schaftenau investiert; allein 2021 waren es 247 Millionen Euro. Die F&E-Investitionen machten 2021 195 Millionen Euro aus, rund 12 Prozent des BIP, und mit den Produkten wurden 5,9 Millionen Patient*innen erreicht. Rund 800 Leute arbeiten in der Forschung und Entwicklung. Novartis ist mit 58 klinischen Studien im Jahr 2021 zudem auf diesem Gebiet der führende Pharmakonzern in Österreich.

Der Standort Schaftenau gilt weltweit führend im Bereich moderner Biologika (Large Molecules) und Biosimilars. In Kundl werden orale Antibiotika und Plasmide für Gen- und Zelltherapien sowie mRNA für Impfstoffe erzeugt. Im Mai 2022 fand die Eröffnung der weltweit modernsten Biopharamzeutika-Anlage in Schaftenau statt. Sie wurde „BioFuture1“ getauft und spart dank eines kontinuierlichen Verfahrens zur Zellenkultivierung sehr viel Energie und Ressourcen ein. Im September 2022 startete dann auch noch eine neue Anlage zur Entwicklung moderner Therapien und eine für Medical Devices. Am Campus wird zugleich intensiv in Nachhaltigkeit investiert. So konnten sehr große Energie-Einsparungen durch Optimierung in der Penicillin-Fermentation erreicht werden. Die Abwärme der energieintensiven Industrie wird effizient genutzt und versorgt 70 Prozent der Haushalte in Kundl. 96 Prozent der Lösungsmittel werden rund 25-mal wiederverwendet.

Nachhaltige Plastikfolien
Nicht weit entfernt in Kufstein steht das Werk der Coveris Group, ein führendes europäisches Verpackungsunternehmen. Hier werden Folien produziert, die unter anderem aus vielen funktionellen Schichten bestehen, damit etwa Lebensmittel länger frisch bleiben. In den eher alten Werkshallen zeigte Peter Tillich, Geschäftsführer der Coveris Flexibles Austria GmbH, die Umsetzung der „No Waste“ Vision, mit der Produkt-, Verpackungs- und Betriebsabfälle vermieden werden. Auch von den Kunden werden Rezyklat-Produkte immer stärker nachgefragt. Das Werk in Kufstein deckt den Strombedarf aus 100 Prozent erneuerbarer Energien, hat im Werk einen geschlossenen Wasserkreislauf und erzeugt nur minimale Restabfälle. Ende September wurde Coveris für seine umweltfreundliche Unternehmensstrategie mit dem Green Packaging Star Award ausgezeichnet.


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