Honda-Preis für Helmut Clemens

19.02.2015 | Forschung

Der „Nobelpreis der Werkstoffwissenschaften“ (Honda-Preis) wurde in Tokio an Helmut Clemens, Professor für Metallkunde und metallische Werkstoffe an der Montanuniversität Leoben verliehen.

Clemens erhielt den Preis der Honda Foundation für die Erforschung von Legierungen mit Titanaluminiden, die die Leichtbauweise von Triebwerken oder Fahrzeugmotoren revolutionierten.
Die Werkstoffmischungen, an deren Entwicklung Prof. Clemens seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet, wiegen nur die Hälfte von herkömmlichen nickelhaltigen Superlegierungen. Ein Faktor, der zu signifikant reduzierten CO2-Emissionen und Treibstoffeinsparung führt. Nachteilig war bisher die niedrige Formbarkeit dieser Legierungen. Dank der grundlegenden Forschungsarbeit von Prof. Clemens hinsichtlich der Bearbeitung dieser Werkstoffe  sind nun herkömmliche Schmiedeverfahren auch für intermetallische Titanaluminide anwendbar.
Die Arbeiten des Leobener Forschers haben wesentlich dazu beigetragen, dass diese Legierungen als wichtige Konstruktionswerkstoffe zur Herstellung von Luftstrahltriebwerken und Fahrzeugmotoren der nächsten Generation dienen. So wird die neue Legierung derzeit von einem der führenden Triebwerkshersteller, dem US-Luftfahrtunternehmen Pratt & Whitney, validiert und zertifiziert. Das Unternehmen wird den in Leoben  gemeinsam mit dem deutschen Triebwerkhersteller MTU Aero Engines sowie Materiallieferanten, einer Schmiedefirma und weiteren Spezialisten entwickelten Werkstoff in Form von Turbinenschaufeln in der Niederdruckturbine seines Getriebefans einsetzen. Diese Triebwerke sind für den Airbus A320neo und den Irkut MC-21 geplant. Die ersten Flugzeuge sollen im letzten Quartal des Jahres 2015 abheben.
Die Honda Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, die von Soichiro Honda, dem Gründer von Honda Motor, und seinem jüngeren Bruder Benjiro Honda gegründet wurde, verleiht mit dem „Honda-Preis“ seit 1980 die internationale Auszeichnung für Wissenschaft und Technik, der als „Nobelpreis der Werkstoffwissenschaften“ gilt. Für 2014 wurde der Leobner Wissenschafter Prof. Dr. Helmut Clemens (57) für seinen hervorragenden Beitrag und seine außergewöhnliche Leistung in der Entwicklung von intermetallischen Titanaluminiden, die eine innovative Klasse von Hochtemperatur-Leichtbauwerkstoffen darstellen, nominiert. Prof. Clemens ist Leiter des Departments für Metallkunde und Werkstoffprüfung an der Montanuniversität Leoben. Der gebürtige Klagenfurter, der die hohe Auszeichnung (verbunden mit einem Preisgeld von umgerechnet 73.000 Euro)  am 17. November im Imperial-Hotel in Tokio entgegennahm, ist der 35. Preisträger des „Honda-Preises“.
Prof. Clemens studierte selbst in Leoben, wo er 1983 das Diplomstudium abschloss und 1987 zum Doktor der Montanistischen Wissenschaft promovierte. 1997 wurde ihm die Lehrbefugnis für intermetallische Werkstoffe verliehen. Bis 1990 war Clemens als Assistent am Institut für Physik der Montan-Universität tätig, bevor er zur Plansee in Reutte in Tirol ging. Danach war er an die Uni Stuttgart, an der Universität Kiel und am Institut für Werkstoffforschung des Forschungszentrums in Geesthacht tätig. Seit Juli 2003 ist Clemens Universitätsprofessor für Metallkunde und metallische Werkstoffe an der Montanuni. Für seine wissenschaftlichen Beiträge wurde er unter anderem 1983 mit dem Rektor-Platzer-Ring der Montanuniversität Leoben, 1995 mit dem Georg-Sachs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde, 2006 mit dem Universitätsforschungspreis der Industrie und 2010 mit dem Houska-Preis der österreichischen B&C Privatstiftung ausgezeichnet. Clemens ist Autor und Koautor von  fast 500 Fachartikeln und hat 14 Bücher bzw. Sonderausgaben von Fachzeitschriften herausgegeben.

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